Vordergründig haben drei große Trends den Fondsvertrieb im vergangenen Jahr geprägt:
- Die Privatanleger haben – unter anderem durch aufgeschobenen Konsum – laut Bundesbank stattliche 389 Milliarden Euro gespart. Das sind 45 Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekordwert. Vom zusätzlich zurückgelegten Geld haben Sparer auch einen Teil am Kapitalmarkt angelegt.
- Die vorübergehend geschlossenen ...
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Vordergründig haben drei große Trends den Fondsvertrieb im vergangenen Jahr geprägt:
- Die Privatanleger haben – unter anderem durch aufgeschobenen Konsum – laut Bundesbank stattliche 389 Milliarden Euro gespart. Das sind 45 Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekordwert. Vom zusätzlich zurückgelegten Geld haben Sparer auch einen Teil am Kapitalmarkt angelegt.
- Die vorübergehend geschlossenen Filialen und Kontaktbeschränkungen haben den persönlichen Austausch zwischen Anlegern und Finanzberatern erschwert. Etwa 20.000 der rund 30.000 Filialen von Banken und Sparkassen waren zeitweise geschlossen oder zu anderen Einschränkungen gezwungen, schätzt die Unternehmensberatung Deloitte.
- Die Digitalisierung im Finanzgeschäft mit dem Endkunden hat auch in Deutschland weiter Fuß gefasst und das Angebot von Online-Plattformen vergrößert. Die „Smartbroker“ haben die Gebühren für Börsenorders unter Druck gesetzt, sodass die Transaktionskosten für Einzeltitel und börsengehandelte Fonds weiter gesunken sind.
Einige Marktbeobachter haben vor diesem Hintergrund eine Trendwende ausgerufen. Die persönliche Beratung in klassische Fonds sei von gestern, der „neue“ Anleger kaufe Wertpapiere intuitiv und günstig auf dem Smartphone. Vor allem in den USA sind einige in den sozialen Medien besprochene Einzeltitel (zum Beispiel Gamestop) auf diese Weise ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Tatsache, dass deutsche Privatanleger im Jahr 2020 Aktien im Wert von netto 40 Milliarden Euro gekauft haben – ein Zuwachs von fast 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – scheint die These ebenfalls zu stützen.
Aber: Sparer haben im vergangenen Jahr auch 41 Milliarden Euro neu in Fonds angelegt. Das ist der höchste Wert seit 2001. Nach kurzfristig sehr hohen Neuanlagen in Aktien entschieden sich private Anleger in der zweiten Jahreshälfte 2020 meist wieder für eine risikogestreute Anlage in Fonds. Hinter diesem Absatzerfolg stehen insbesondere die etablierten Vertriebswege. Zwar sind exakte Daten schwierig zu ermitteln, unterscheiden sich Definitionen und publizieren nicht alle Anbieter Absatzzahlen, aber ein grobes Bild ist möglich.
Zahlen zum Fonds-Absatz

Quellen: Deutsche Bundesbank, Geschäftsberichte, Fondsprofessionell, Unternehmenspräsentationen. Grafik: BVI
Danach entfiel mehr als ein Drittel des Netto-Absatzes von Fonds auf die Sparkassen, ein knappes Viertel auf den genossenschaftlichen Bankensektor/Union Investment und jeweils ein mittlerer einstelliger Prozentsatz auf Deutsche Bank, DVAG und die freien Vermittler. Das verbleibende Viertel lässt sich nicht genau aufschlüsseln, für einen Großteil dürften aber die übrigen Privatbanken (ubter anderem Commerzbank und Hypovereinsbank) stehen. Damit entfielen geschätzt wieder 70 bis 80 Prozent des Fondsabsatzes an Sparer auf klassische Filialbanken.
Trotz der Corona-Krise und der neuen Wettbewerber haben sich die Strukturen im deutschen Fondsvertrieb im Jahr 2020 also nur unwesentlich verändert.

Über den Autor:
Markus Michel ist Leiter des Research beim deutschen Fondsverband BVI.



