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Aktualisiert am 02.08.2022 - 07:23 Uhrin KonjunkturLesedauer: 6 Minuten

Vermögensverwalter über Weltwährung Euro, Renminbi und Bitcoin können den US-Dollar nicht ablösen

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Im Vergleich dazu ist der Markt für US-Staatsanleihen um das Zehnfache größer. Ohne Fiskalunion der Euro-Staaten, für deren Implementierung es eine politische Mehrheit in allen betroffenen Ländern geben müsste, wird der Euro weiterhin das bleiben, was es ist – der kleine Bruder des US-Dollars.

Unabhängig von der verwendeten Messgröße ist China vor einigen Jahren zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen und es hat diese Position seither nachhaltig ausgebaut. Der chinesische Renminbi spielt in der Weltwirtschaft allerdings weiterhin eine nur sehr untergeordnete Rolle. Damit der Renminbi überhaupt eine Chance hätte, zur dominanten Weltwährung zu werden, müsste China den Kapitalverkehr liberalisieren. Dies würde bedeuten, dass die Regierung beziehungweise die chinesische Zentralbank die Kontrolle über den Wechselkurs des Renminbi aufgeben müsste. Der Wechselkurs des Renminbi würde dann durch die Kraft der Märkte frei bestimmt werden.

Gleichzeitig müsste die Qualität der Institutionen wesentlich verbessert werden. Ein transparentes politisches System sowie politisch unabhängige Aufsichtsbehörden und ein freies Justizsystem wären die absoluten Grundvoraussetzungen. Dies erscheint äußerst unwahrscheinlich und selbst wenn es gewollte wäre, würden derartige Veränderungen bis zu ihrer Umsetzung viele Jahre in Anspruch nehmen.

 

Bliebe in unserer kurzen Auflistung als letztes der Bitcoin, der von vielen Kryptoanhängern als zukünftige Weltleitwährung gesehen wird. Der Bitcoin ist überaus volatil und es hat sich gerade erst wieder nachhaltig gezeigt, dass er in Krisensituationen genau das Gegenteil eines „Flight-to-Safety- Assets“ ist. Die Eigenschaften des Bitcoin mit seinem Algorithmus, der eine maximal zu emittierende Anzahl von Einheiten (21 Millionen) vorgibt, machten ihn möglicherweise zu einer potenziellen Alternative zu Gold („digitales Gold“), keinesfalls aber zu einer möglichen Weltwährung. Seine stark begrenzte Vermehrung würde deflationäre Effekte verursachen und die globale Volkswirtschaft nicht mit hinreichender Liquidität versorgen können.

Darüber hinaus werden die Länder oder Regionen der dominierenden Währungen kaum dazu bereit sein, die Vorteile einer Weltwährung einfach an ein „neues Konstrukt“ abzugeben. Sollte der Bitcoin jemals zu einer realen Alternative zum US-Dollar, Euro, Yen, ... aufsteigen, liegt es nahe, dass die USA, die EU, Japan & Co. den Gebrauch von Bitcoin in ihren Zahlungssystemen verbieten würden.

Dies würde dann wahrscheinlich auch den Umtausch von Bitcoin in die jeweilige Währung durch Banken beinhalten. Die Drohung, der jeweiligen Bank den Zugang zum US- oder EU-Finanzsystem zu entziehen, ist in diesem Zusammenhang in jedem Fall ein gewichtiges Argument. Die These, dass in einer Welt mit zentralisierten politischen Systemen eine dezentrale Währung zur dominanten Weltwährung aufsteigen kann, erscheint deshalb grundsätzlich sehr gewagt. Mehr als das „digitale Gold“ kann der Bitcoin deshalb sehr wahrscheinlich nicht werden.

Der US-Dollar ist heute die klar dominante Weltwährung. Das willkürliche Einfrieren russischer US-Dollar-Reserven infolge des Ukraine-Kriegs hat an seinem Qualitätsnimbus zwar gekratzt und in puncto Zuverlässigkeit die US-Institutionen beschädigt, allerdings gibt es unseres Erachtens aktuell zum Greenback keine ernstzunehmende Alternative.

Über den Autor:
Rui Soares ist Fondsmanager beim Vermögensverwalter und Fondsanbieter FAM Frankfurt Asset Management.

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