Faktencheck „Ein typisches Klischee ist, dass Hedgefonds-Manager skrupellose Risikofanatiker sind“
DAS INVESTMENT Academy: Bei Hedgefonds denken viele schnell an die Filmfigur Gordon Gekko aus dem Film „Wall Street“ oder den Film „Wolf of Wall Street“. Welche Mythen über Hedgefonds aus diesen Filmen sind wahr?
Robin Binder: Filme wie „Wall Street“ und „Wolf of Wall Street“ vermitteln ein verzerrtes Bild der Hedgefonds-Branche. Obwohl es einige Parallelen zur Realität gibt, ist die Darstellung oft stark vereinfacht und dramatisiert.
Ein typisches Klischee ist, dass Hedgefonds-Manager skrupellose Risikofanatiker sind, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. In einigen Fällen können Hedgefonds-Manager riskante Entscheidungen treffen, um hohe Renditen zu erzielen. Insgesamt ist die Branche jedoch stark reguliert worden. Die meisten Hedgefonds unterliegen strengen Kontrollen in Bezug auf das Risikomanagement und müssen wie andere Fonds die Interessen ihrer Anleger und nicht nur das Eigeninteresse auf einen sehr hohen Bonus berücksichtigen.
Insiderhandel ist auch bei Hedgefonds strafbar
In den Filmen werden Hedgefonds häufig mit Insiderhandel und anderen illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Insiderhandel ist natürlich auch als Hedgefonds-Manager illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Die meisten Hedgefonds halten sich daher strikt an die Gesetze und Vorschriften.
Auch das Klischee, dass Hedgefonds nur für superreiche und institutionelle Anleger zugänglich sind, stimmt so nicht mehr. Mittlerweile gibt es Hedgefonds mit geringeren Mindestanlagebeträgen, die für Kleinanleger zugänglich sind. Bei Nao können Privatanleger:innen bereits ab einer Mindestanlagehöhe von 1.000 Euro in Hedgefonds investieren.
Was sind noch weitere Mythen und Missverständnisse über Hedgefonds und was ist wirklich dran?
Robin: Ein Mythos ist zum Beispiel, dass Hedgefonds alle gleich sind. Das ist falsch. Denn die Welt der Hedgefonds ist sehr vielfältig. Es gibt Tausende verschiedener Hedgefonds mit unterschiedlichen Anlagestrategien, Risikoprofilen und Gebührenstrukturen. Anleger sollten sich daher genau informieren, welche Art von Hedgefonds zu ihren Anlagezielen und ihrem Risikoprofil passt.
Ein weiterer typischer Mythos ist, dass Hedgefonds-Manager nur auf schnelle Gewinne aus sind. Dies mag teilweise zutreffen. Aber viele Manager haben einen langfristigen Anlagehorizont und konzentrieren sich auf nachhaltige Wertsteigerung, um künftig Gelder von Anlegern gewinnen zu können.
Für wen eignen sich Investments in Hedgefonds?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Robin: Hedgefonds bieten zwar die Möglichkeit attraktiver Renditen, eignen sich aber aufgrund ihrer Komplexität und der damit verbundenen Risiken nicht für jeden Anleger.
Hedgefonds verwenden oft riskante Strategien wie Leverage und Shortselling. Entsprechend sollten Anleger eine gewisse Risikobereitschaft und -tragfähigkeit mitbringen. Außerdem kann die Wertentwicklung von Hedgefonds stark schwanken. Anleger sollten deshalb einen langfristigen Anlagehorizont haben und Kursschwankungen aussitzen können.
Gerade weil Hedgefonds die Rendite eines Portfolios steigern können, bergen sie höhere Risiken. Daher sollten sie nur einen kleinen Teil eines Portfolios ausmachen. Denn Diversifikation zahlt sich in der Regel aus. Aus meiner Sicht kann eine eher defensive Strategie ein guter Einstieg in Hedgefonds sein, da man so einen stabilisierenden Baustein im Portfolio hat und sich mit der Technik hinter einem Hedgefonds auseinandersetzen kann.
Hedgefonds eignen sich weniger gut für Anfänger mit wenig Erfahrung an den Finanzmärkten. Wer neu an der Börse ist, sollte zuerst Zeit in Bildung und in weniger komplexe Anlageformen investieren. Zudem sollten Anleger mit einem kurzen Anlagehorizont und mit einer geringen Risikotragfähigkeit darüber nachdenken, ob ein Hedgefonds das richtige Investment für das eigene Portfolio ist.
Was sind die Mindestanlagesummen und der beste Anlagehorizont für Investoren?
Robin: Die Mindestanlagesummen für Hedgefonds variieren stark und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa von der Art und Struktur des Fonds.
Der empfohlene Anlagehorizont für Hedgefonds liegt typischerweise zwischen drei und fünf Jahren. Dies liegt daran, dass Hedgefonds oft illiquide sind und es einige Zeit dauern kann, das investierte Geld wieder zu veräußern. Zudem erfordern die komplexen Anlagestrategien von Hedgefonds einen langfristigen Anlagehorizont, um ihre Vorteile voll auszuschöpfen.
Wie hoch ist das Kapital von Hedgefonds im Durchschnitt?
Robin: Das durchschnittliche Kapital von Hedgefonds lässt sich nicht pauschal benennen. Es variiert stark und ist unter anderem von der Region des Fonds sowie Anlageklasse und Strategie abhängig. Der größte globale Hedgefonds hat beispielsweise ein Kapital von über 100 Milliarden US-Dollar. Neu aufgelegte Fonds verfügen hingegen lediglich über wenige Millionen US-Dollar.