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Stolls Fonds der Woche Heimlicher Dauerläufer aus dem hohen Norden

Redakteur Sven Stoll
Redakteur Sven Stoll: Um ihr Ziel zu erreichen sollten gute Investmentfonds ordentlich Leistung auf die Piste bringen, aber nicht gedopt sein. | Foto: Jessica Hunold erstellt mit Canva

Obwohl Festgeld oder Lebensversicherungen kaum Zinsen abwerfen, gehören sie zu den beliebtesten Anlageprodukten in Deutschland. Der Anteil der Aktionäre an der Gesamtbevölkerung ist dagegen immer noch gering. Im Jahr 2021 waren in Deutschland etwa 12,1 Millionen Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierten ETFs investiert. Das ist nur rund jeder sechste Bürger über 14 Jahren.

Hohe Renditechancen, enormes Verlustrisiko

Ein Grund für die Zurückhaltung: Viele Menschen stellen die Aktienanlage immer noch auf eine Stufe mit Glücksspiel und Lotterie. Neben Unwissenheit sorgen schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit für viel Skepsis bei der Anlage in Fonds und ETFs. Ein weit verbreiteter Fehler beim Investieren ist die Gier nach schnellen Gewinnen. Die Investmentbranche fördert das Verlangen nach dem großen Los mit hochspekulativen Fonds, die ihre Gelder in sehr speziellen Nischen platzieren. Die ursprünglichen Vorzüge einer breit gestreuten Fondsanlage werden dabei systematisch ausgehebelt. Oft steigen Anleger, animiert durch enorme Gewinnversprechen, prozyklisch und mitunter viel zu spät in gepushte Highflyer-Fonds ein, meist kurz vor dem Ende der Party.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Zuletzt war das bei den Fonds des Berliner Seriengründers Jan Beckers oder des allzeit medienpräsenten Frank Thelen zu beobachten. Thelen versprach seinen Anlegern beispielsweise, dass kein Unternehmen in seinen Fonds komme, das sich auf Sicht von fünf Jahren nicht mindestens verdreifachen könne. Seit seiner Auflage hat sich der Fondspreis des 10xDNA Disruptive Technologies jedoch halbiert.

Der auf Kryptoassets fokussierte Bit Global Crypto Leaders schmierte noch schlimmer ab. „Wir sind überzeugt, dass dies aktuell Kurse sind, zu denen man tendenziell kaufen sollte", sagte Manager Ha Duong noch Anfang Juni. Seitdem verlor der Fonds fast 40 Prozent an Wert. Wer vor einem Jahr 10.000 Euro in den Fonds steckte, besitzt heute nur noch einen Bruchteil davon, um genau zu sein 1.695 Euro. Ein Minus von 83 Prozent. Die Geschichten für das Fonds-Gruselkabinett zeigen: Wer sein hart Erspartes in derart hochspekulative Investmentfonds steckt, spielt in der Tat Lotto. Er kann über Nacht reich werden, aber auch bettelarm.

Der Börse deshalb komplett den Rücken zu kehren, mag einleuchtend erscheinen, klug ist es nicht. Die Aktienanlage ist auf lange Sicht das beste Investment und sollte als Marathon gesehen werden und nicht als kurzfristiger Sprint. Wichtig sind Zeit, ein langer Atem und das passende Investment. Als Kernbaustein eignen sich global anlegende Aktienfonds hervorragend. Die Auswahl dabei ist riesig. Weit über 2.000 Angebote buhlen um die Anlegergunst. Weil die Suche nach guten aktiven Fonds angeblich kaum lohne, griffen in den vergangenen Jahren immer mehr Anleger zur ETF-Variante. Besonders Fonds auf den MSCI World waren beliebt. Die Vorteile: Kostengünstig, transparent und einfach!

 

Auf lange Sicht besser als der MSCI World: Skagen Global A

Dass sich die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen dennoch lohnen kann, zeigt ein in Deutschland wenig bekannter Fonds aus Skandinavien. Der Skagen Global A wurde bereits im August 1997 aufgelegt. Die im norwegischen Stavanger gegründete Fondsgesellschaft Skagen Funds existiert bereits seit 1993. Mit rund drei Milliarden Euro ist der Skagen Global das Flaggschiff der Gesellschaft. Die Langfristbilanz des Nordländers ist hervorragend.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Seit Auflage vor 25 Jahren erwirtschaftete der Fonds ein Plus von unglaublichen 2055 Prozent. Das sind 13 Prozent pro Jahr. Zur Einordnung: Der MSCI World schaffte über diesen Zeitraum nur eine jährliche Rendite von 5,4 Prozent. Im 20-Jahres-Zeitraum liegt die Wertentwicklung des Fonds bei rund 800 Prozent. Die Effizienzmarkthypothese, die der US-Wirtschaftswissenschaftler Eugene French Fama im Jahr 1970 aufgestellt hat, widerlegt der Skagen Global A, zumindest über diesen langen Zeitraum eindrucksvoll. Die Theorie des Nobelpreisträgers besagt, dass in effizienten Märkten, wie sie die Börsen der Industrieländer darstellen, keine Überrenditen durch Informationsvorsprünge erzielbar sind.

Der überlegene Track-Record fußt auf den Anlageprinzipien der Gesellschaft. Die Philosophie bei Skagen: „Investing in Companies which are Undervalued, Under-researched and Unpopular.” Die beiden Fondsmanager Chris-Tommy Simonsen und Knut Gezelius suchen nach qualitativ hochwertigen Unternehmen, die sich dadurch auszeichnen das sie unterbewertet, wenig beachtet und bestenfalls auch noch unbeliebt sind. Bei ihren Analysen wollen die Experten genau wissen, wie ein Unternehmen tickt. Unternehmensdaten- und Berichte werden über Jahre hinweg hinsichtlich der Entstehung von Cashflow, der Dividende, dem Verschuldungsgrad und der Liquidität überprüft.

„Wir haben ein Portfolio unterbewerteter Unternehmen mit robusten Bilanzen aufgebaut, die den Stürmen des derzeitigen inflationären Umfelds standhalten, aber bereit sind, anziehen zu können, sobald der wirtschaftliche Gegenwind nachlässt. Wir ignorieren die kurzfristigen Störungen und konzentrieren uns darauf, attraktive, langfristige Renditen zu erzielen“, sagt Gezelius. Etwa 40 Prozent seiner Beteiligungen verfügten über Nettobarmittel und 80 Prozent von ihnen könnten ihren freien Cashflow nutzen, um innerhalb von drei Jahren oder weniger schuldenfrei zu werden. „Dies führt zu einem Portfolio von Unternehmen, die im Durchschnitt viel besser in der Lage sind, ihre Schulden zu verwalten als die Unternehmen in den breiteren Indizes“, erklärt Gezelius, der den Fonds seit dem Jahr 2014 mitverantwortet.

 

Höhere Konzentration – Höheres Outperformancepotenzial

In den Skagen-Fonds finden sich üblicherweise nicht mehr als 20 bis 40 Aktien. Im Skagen Global sind es derzeit 30 Titel. Der Grund seien wissenschaftliche Studien, die nahelegen, das konzentrierte Portfolios eher die Chance zur Outperformance aufweisen. „Im Gegensatz zu passiven Fonds, die ganze Aktienmärkte abbilden, investieren wir nur in Unternehmen, die wir auf der Grundlage einer detaillierten Analyse ihrer Aussichten unter Abwägung ihrer Bewertung für die besten halten“, erklärt Alexandra Morris, Investmentchefin bei Skagen. Branchenseitig dominieren im Fonds Finanztitel, IT-Werte, Industrie- und Konsumgüter. Der geografische Schwerpunkt liegt derzeit klar auf den USA. Fast 80 Prozent der Aktien stammen aus den Vereinigten Staaten. Frankreich, Kanada, die Schweiz und Dänemark folgen mit Gewichtungen zwischen 3 und 5 Prozent auf den Plätzen.

Zu den größten Einzelpositionen zählen der dänische Logistiker DSV und Waste Management, ein führendes Unternehmen der Abfallwirtschaft in den USA. Neben Müllabfuhr und Entsorgung bieten die Amerikaner auch Lösungen im Recycling oder die Umwandlung von Abfall in Energie an. Dazu legt die Firma aus Houston/Texas einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Waste Management ist zudem ein zuverlässiger Dividendenzahler, der seine Ausschüttungen seit 19 Jahren stets erhöht hat.

Den in absoluten Zahlen besten Beitrag zur Wertentwicklung des Fonds lieferte zuletzt die Bank JP Morgan mit Sitz in New York. „Die Bank sollte von höheren Zinssätzen profitieren, während sie das Franchise weiter ausbaut und in den USA Marktanteile gewinnt“, erklären die Manager.

Für die kommenden Monate ist Gezelius optimistisch gestimmt. „Da die Anleger über weite Strecken des Jahres 2022 in Panik gerieten und die Aktienkurse auf breiter Front fielen, liegen die KGV-Bewertungen jetzt in allen Regionen, einschließlich der USA, unter den Durchschnittswerten der letzten 30 Jahre. Der S&P 500 wird derzeit mit dem 15,3-fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt. Dies ist ein Niveau, auf das seit 1998 in der Regel eine positive Rendite in den darauffolgenden zwölf Monaten folgte. Die 10-Jahres-Rendite lag dabei stets über 7 Prozent“, schlussfolgert er.

Für deutsche Anleger gibt es seit Juni 2019 eine Luxemburger Fondstranche. Die Wertentwicklung des Originals ist hier einsehbar.

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