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Helikoptergeld „Zuverlässige Munition wird langsam knapp“

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Ja, die Zentralbanken haben bereits aus dem Nichts (bzw. aus verpixelten digitalen Computerbildschirmen) Geld geschaffen, so wie dies auch bei einem Helikopterprogramm der Fall wäre. Das Geld aus den aktuellen quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) wurde jedoch genutzt, um Staatsanleihen zu kaufen. Hierbei wird angenommen, dass die Regierung diese Anleihen eines Tages wieder zurückkaufen wird. So hält die Fed in ihrer Bilanz beispielsweise Treasury-Papiere im Wert von 2,5 Billionen US-Dollar. Wenn sich diese ihrer Fälligkeit nähern, wird die Regierung gezwungen sein, das Geld zurückzuzahlen. Kurzfristig könnte die Fed das Geld jedoch – je nachdem, wie sie die Stärke der Konjunktur einschätzt – wieder in neue Anleihen investieren, so dass sich der Zyklus gegebenenfalls fortsetzt (dieses Szenario ist recht wahrscheinlich). Generell besteht jedoch Einigkeit darüber, dass die Zentralbank diese Papiere – früher oder später – wieder abstoßen wird.

Staatsanleihen mit Nullzins und unendlicher Laufzeit?

Im Gegensatz hierzu würde das theoretische Helikopterprogramm eine ganz andere Art von Transaktion bedeuten. Das von den Zentralbanken gedruckte Geld würde ausdrücklich mit der Absicht verteilt, niemals zurückgezahlt zu werden, das heißt, es würde niemals wieder aus dem Verkehr gezogen.

Für den letztendlich genutzten Mechanismus könnte es verschiedenste Modalitäten geben – aller Wahrscheinlichkeit nach würde das Geld nicht buchstäblich aus einem Hubschrauber abgeworfen werden (auch wenn dies für Fernsehproduzenten sicherlich ein gefundenes Fressen wäre). Realistischerweise würde ein solches Programm die Ausgabe einer Art unbefristeter Staatsanleihen mit Nullzinsen und unendlicher Laufzeit umfassen. Ganz gleich, welche Struktur gewählt würde – die Botschaft wäre dieselbe: die Zentralbank „schenkt“ die Barmittel gewissermaßen der Öffentlichkeit, und das auf den Markt gebrachte Geld ist wirklich kostenlos.

Einige Branchenbeobachter argumentieren, dass diese Dynamik im Zuge der laufenden QE-Programme bereits heute stattfindet und dass diese Experimente, die eigentlich vorübergehenden Charakter haben sollten, tatsächlich niemals abgewickelt werden sollen.

Ich stimme zwar zu, dass die Zentralbanken weltweit offenbar keine Eile haben, ihre QE-Käufe wieder abzuwickeln, und dass dies eindeutig die Botschaft ist, die sie heute an die Märkte senden. Aber ich glaube, es gibt einen bedeutenden Unterschied hinsichtlich der geistigen Einstellung, die einem wahren Helikopterprogramm zugrunde liegen würde. Sollten die Zentralbanken buchstäblich Geld drucken, das heißt, die Konventionen und Scheingründe der heute als QE bezeichneten Finanzierungstechnik ablegen, und stattdessen wahrhaftig und wörtlich zugeben, dass ihre Absicht darin besteht, Geld zu drucken, würde sich der Lage meiner Einschätzung nach fundamental ändern. In einem solchen Fall wird ein vollkommen anderes Signal an die Welt gesandt – eines, das meiner Ansicht nach alles andere als konstruktiv ist. Wie es so schön heißt: in der Not frisst der Teufel Fliegen.  Und Helikoptergeld wäre genau das: eine geldpolitische Fliege.