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Hello Frankfurt Was der Brexit für Immobilienmärkte und -Fonds bedeutet

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„Die gesamten Auswirkungen auf Immobilien als Investitionsanlage sind noch überhaupt nicht klar“, sagt Helge Scheunemann, Research-Leiter Deutsch-land von Jones Lang Lasalle. Er warnt vor Panikmache: „Insgesamt können die Auswirkungen eines Brexits keinesfalls mit den Marktverwerfungen im Zuge der globalen Finanzkrise 2008/2009 verglichen werden.“ Das aktuell sehr niedrige Leerstandsniveau in Kombination mit einer nur moderat gefüllten Pipeline und der doch insgesamt sehr breit gefächerten Nutzerbasis sollte einen dramatischen Mietpreisverfall auf dem Londoner Büromarkt verhindern. Aber natürlich rückten Immobilien in Großbritannien und vor allem London in den Fokus der Bestandshalter, das gelte für Gewerbe und Wohnen gleichermaßen. „In der Tat ist die Nachfrage nach neuen Büroflächen in London im zweiten Quartal sehr gering gewesen. Es gab über 50 Prozent Rückgang im Vergleich zum zweiten Quartal 2015, während die Vermietungsumsätze in Kontinentaleuropa weiter sehr aktiv sind“, so Scheunemann.

Normalisierung, keine Flucht

Seit Jahren gibt es Warnungen vor einer Blase auf dem Londoner Immobilienmarkt. Ist der Brexit die Nadel, die sie zum Platzen bringt? Das britische Finanzministerium hatte vor dem Referendum vor Wertverlusten zwischen 10 und 18 Prozent gewarnt. Maik Rissel, Leiter des Immobilien-Portfoliomanagements der Hamburger Family-Office-Bank Marcard, Stein & Co., hält das für unwahrscheinlich. Er geht von einer Normalisierung auf dem Londoner Immobilienmarkt aus, „aber nicht von Flucht“. Rissel liefert dafür eine pragmatische Gleichung: „Mentalität plus Sprache plus Steueranreize plus Netzwerk plus Verschwiegenheit plus Herrenklubs: spricht alles für London als eigenes Geschäftsmodell beziehungsweise Marke.“

Überstürzte Notverkäufe gibt es auf jeden Fall nicht, auch wenn einige britische Immobilienfonds vorübergehend schließen mussten, um sich vor zu starken Abflüssen zu schützen. Die ersten haben die Pforten aber auch schon wieder geöffnet. Für Panik auf dem hiesigen Markt hat das nicht gesorgt, im Gegenteil: „Die Manager der deutschen offenen Immobilienfonds screenen bereits die Portfolios der britischen Fonds, die die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt haben“, erzählt Sonja Knorr, Immobilien-Analystin des Berliner Analysehauses Scope. Eventuelle Abwertungen in den Portfolios der Briten dürften durchaus interessante Kaufgelegenheiten bieten. Anteilsrückgaben sieht sie hierzulande nicht. „Deutsche Investoren offener Immobilienfonds haben auf die Nachricht fallender Immobilienpreise in Großbritannien bisher kaum reagiert.“

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