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Helmut Schleweis: Deshalb rät der Sparkassen-Chef von Tagesgeld ab

Mehr als ein Jahr nach der Zinswende zahlen viele Banken noch immer keine Zinsen auf Tagesgeldkonten. Vor allem regionale Banken zögern bei der Zinsweitergabe. Das zeigte vor Kurzem eine Erhebung von Verivox. Vor allem Genossenschaftsbanken und Sparkassen zahlten häufig keine nennenswerten Zinsen auf Tagesgeldkonten. „Sparkassen und Volksbanken spekulieren viel stärker auf die Treue ihrer Kunden“, erklärte damals Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich.
Am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Marokko legte nun Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, nach. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur riet er Anlegern generell von Tagesgeld ab, da man so nur der Inflation hinterherspare. Das sei auf Dauer wirtschaftlich nicht sinnvoll. „So lange die Inflation in der Größenordnung ist, die wir jetzt haben, verliere ich jedes Jahr an Substanz“, so Schleweis.
Sinnvoller als Tagesgeld sei eine längerfristige Anlage in Wertpapieren, bei denen man Schwankungen jedoch aussitzen müsse, führte der Sparkassen-Chef weiter aus.
Verbraucherschützer kritisieren Sparkassen
Verbraucherschützer monierten zuletzt mehrfach, dass Banken während der Niedrigzinsphase häufig sehr schnell Gebühren für die Aufbewahrung von Geld eingeführt haben, die Vorteile steigender Zinsen jedoch nicht im entsprechenden Tempo an die Kunden weitergeben. Sie forderten deshalb unter anderem die Sparkassen auf, Kundeneinlagen bis zur Höhe der gesetzlichen Einlagensicherung zu akzeptieren und zu verzinsen.
Ähnliche Ergebnisse wie Verivox zeigte eine Auswertung des Vergleichsportals Biallo. Demnach lag der durchschnittliche Tagesgeldzins bei insgesamt 548 untersuchten Sparkassen und Volksbanken bei überschaubaren 0,59 Prozent. Einige zahlten gar nichts. Ganz anders dagegen die Neobroker: Trade Republic etwa erhöhte die Zinszahlungen zuletzt auf 4,0 Prozent und orientiert sich dabei nah am EZB-Leitzins, welcher seit September bei 4,5 Prozent liegt.
„Lockvogel-Angebote, die nicht dauerhaft halten“
Schleweis weist den Vorwurf von sich, dass die Sparkassen niedrige Zinsen zahlen. „Natürlich haben wir auch Wettbewerber, die mit Lockvogel-Angeboten Preise vorzeigen, die nicht dauerhaft halten.“ Bei den Sparkassen herrsche dagegen ein verantwortungsvoller Umgang, erklärte er. „Viele Sparkassen machen auch, was viel sinnvoller ist, dann Angebote für längerfristige Anlagen, wo dann die Zinssätze in ganz anderen Größenordnungen darzustellen sind.“