DAS INVESTMENT: Herr Gebhardt, Sie arbeiten seit bald 30 Jahren in der Fonds-Branche. Auf Twitter schreiben Sie leidenschaftlich über Basketball. Was haben Basketball und Fondsmanagement gemeinsam?
Henning Gebhardt: Basketball ist ein leistungsorientierter Sport, in dem es immer wieder Phasen gibt, wo man ziemlich unter Druck steht. So ist es auch im Fondsmanagement. Und beides gelingt nur im Team. Ich bin der Meinung, dass man im Fondsmanagement Sparringspartner braucht. Dann kommen bessere Entscheidungen zustande.
Wie groß sind Sie?
Gebhardt: Im Endeffekt schon. Basketball ist eine schnelle Sportart, man fällt viele Entscheidungen in kurzer Zeit. Das geht hin und her, man kommt unter Druck. Mal läuft es gut, mal nicht so. Es gibt viele Parallelen zum Fondsmanagement. Beim Basketball müssen Spieler harmonieren, beim Fondsmanagement zum Beispiel Aktien. Die wichtigste Lektion war, dass ich früh mit Leistungsdruck umgehen konnte. Der ist in der Branche enorm. Ein Portfolio zu managen ist ein sehr schöner Job, aber auch ein sehr verzehrender.
Was ist das Beste am Job?
Gebhardt: Als Analyst schreibt man eine Empfehlung, doch was daraus wird, weiß man am Ende nicht. Als Fondsmanager fällt man am Ende die Entscheidungen. Das finde ich bis heute reizvoll.
Das scheuen die meisten Menschen.
Gebhardt: Das stimmt. Aber es gibt ja zum Glück unterschiedliche Typen. Ich wollte immer Verantwortung übernehmen.
Sie haben eben das Thema Geschwindigkeit erwähnt. Wie haben Sie den Wandel in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten erlebt?
Gebhardt: Das Wissen ist heute anders verteilt als früher. Durch den Einzug des Internets und des Smartphones kommt man jederzeit an Informationen. Wie schnelllebig die Welt geworden ist, zeigt sich daran, dass heute in drei Tagen eine Bank kollabieren kann. Das war früher unvorstellbar. Als ich in dem Job angefangen habe, hat man noch Broschüren bei den Kollegen herumgereicht, Research-Material war damals rar und wertvoll. Die Welt war langsamer, und vielleicht war das, was wir früher gemacht haben, inhaltlich auch weniger fundiert. Denn damals war derjenige im Vorteil, der sich gute Informationen besorgen konnte.
Worauf kommt es heute im Fondsmanagement an?
Gebhardt: Heute ist das Gegenteil der Fall, wir leben in einem totalen News-Overflow. Es geht darum, Komplexität zu reduzieren. Man muss immer das Big Picture im Blick haben und darf sich nicht von dem ganzen Kleinkram ablenken lassen. Und man muss seiner Linie mehr denn je treu bleiben – auch in Phasen, in denen es mal nicht gut läuft.
Wie bleiben Sie auf dem neuesten Stand?
Gebhardt: Meine Frau würde sagen: Ich bin den ganzen Tag am Smartphone. Meine Bildschirmzeit am iPhone ist deutlich zu hoch. Ich verfolge ständig den Nachrichtenstrom. Und das ist nicht schön, denn wenn wir ehrlich sind, haben wir im Moment ja fast nur schlechte Nachrichten. Das macht schon was mit einem auf Dauer.
Sie haben bei der DWS in der Spitze 100 Milliarden verantwortet. Das war doch ein immenser Druck, oder?
Gebhardt: Damit lernt man umzugehen. Aber dieser Druck im Job geht nicht spurlos an einem vorbei. Viele Portfoliomanager leiden irgendwann unter Folgen wie zu hohen Cholesterinwerten oder Tinnitus. Ich bin davon bislang zum Glück verschont geblieben. Aber auch ich hatte eine Phase, die ich beinahe unerträglich fand. Ich brauchte ein Ventil, deshalb habe ich mit Golfspielen angefangen.
Ist der Sport ihr Druckausgleich?
Gebhardt: Man ist in der freien Natur und schaut hoffentlich nicht so viel aufs Smartphone. Das macht den Kopf frei.