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Aktualisiert am 10.06.2021 - 09:10 Uhrin Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 4 Minuten

Noch einige Unklarheiten Herausforderungen bei Impact Investing

Fisch-Mülleimer an einem südfranzösischen Strand
Fisch-Mülleimer an einem südfranzösischen Strand: Unternehmen können ihren CO2-Fußabdruck durch Recycling verringern | Foto: IMAGO / Hans Lucas

Mit der Einführung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, der Sustainable Development Goals (SDGs), begann der Aufstieg des Impact Investings. „Allerdings gibt es diesbezüglich Aspekte, die bei Anlagen in börsennotierte Unternehmen noch unklar sind“, so Masja Zandbergen, Chefin für ESG-Integration bei Robeco. Die Aussicht auf echtes Impact Investing werde durch diejenigen entwertet, die lediglich aus Gründen der Imagepflege behaupten, sich hier zu engagieren. Oder durch diejenigen, die das Konzept schlicht missverstehen. Man müsse daher wachsam bleiben und sich dieser Herausforderung stellen. Das gelte auch für ihr Unternehmen.

Unterschied zwischen nachhaltigen und Impact Investments

„Grundsätzlich handelt es sich bei Impact Investing um Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der Absicht, neben dem finanziellen Ertrag einen positiven gesellschaftlichen und ökologischen Effekt zu erzielen“, beschreibt Zandbergen den Ansatz, der unter Investoren immer beliebter wird.

Dieses aktive Vorgehen unterscheidet ihn vom Sustainable Investing, bei dem anhand der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) mit der Unternehmenstätigkeit verbundene negative Folgen verringert werden sollen. Das geschieht beispielsweise, indem Firmen mit schlechter Umweltbilanz oder Korruptionsvorfällen ausgeschlossen werden – was jedoch in der Praxis nicht zwangsläufig mit einem positiven Effekt verbunden sein muss. Denn: Ein Tabakunternehmen kann ebenfalls einen hohen ESG-Score erzielen – verletzt allerdings das SDG-Ziel Nummer 3, Gesundheit und Wohlergehen.

Ausschließen von Branchen

Beim Sustainable Investing stellen Aktien- und Anleiheanleger Unternehmen meist kein zusätzliches Kapital bereit. „Hier liegt der große Unterschied zum Impact Investing, wo Gelder direkt in Projekte fließen, die einen positiven Effekt auf die Umwelt haben“, sagt Zandbergen. Dazu zählen beispielsweise Wasserversorgung, erneuerbare Energien, Mikrofinanzen und Landwirtschaft in Entwicklungsländern. „Natürlich kann auch bei börsennotierten Unternehmen die Bereitstellung von Kapital einen Effekt auf die Kapitalbeschaffungskosten haben oder den Stakeholdern signalisieren, dass die Firma ihr Verhalten ändern sollte.“ Es gebe jedoch nur wenig empirische Belege dafür, dass das sonderlich effektiv ist.

Allerdings sei zu beobachten, dass dieser Ansatz an Bedeutung gewinnt, da bestimmte Geschäftstätigkeiten für Investoren immer weniger akzeptabel sind – dazu zählen Tabak, kontroverse Waffen und Kohle. Gleichzeitig werden bestimmte Branchen für Anleger immer interessanter, etwa Energieeffizienz und E-Mobilität. „Verbunden mit dem Unternehmensdialog lässt sich unserer Meinung nach durch die Investition in börsennotierte Unternehmen durchaus etwas positives bewirken“, erklärt Zandbergen.

Es gibt allerdings auch einen zweiten Weg, zusätzliches Kapital bereitzustellen. Dafür sollten allerdings zwei Fragen geklärt sein:

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  • In welchem Ausmaß stellen Unternehmen Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung, die einen Beitrag zu einigen der Nachhaltigkeitsziele leisten?
  • In welchem Umfang entwickeln sie neue Geschäftsmodelle und bauen ihre Geschäftstätigkeit auf bislang zu wenig abgedeckte Märkte, Länder oder Regionen aus?

Beispiele finden sich unter innovativen Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck durch Recycling verringern. Zudem bei Pharmafirmen, die ihre Preismodelle auf Basis der Wirksamkeit der Produkte entwickeln, günstigeren Zugang zu Gesundheitsleistungen durch Digitalisierung ermöglichen oder Medizin in bislang nicht ausreichend abgedeckten Märkten bereitstellen. „Solche Unternehmen können gegenüber dem Status quo einen positiven Effekt bewirken. Durch entsprechende Investments erhalten diese Firmen Aktionäre als Partner, die ihre Mission und langfristige Ausrichtung unterstützen.“ 

Bestimmung des Impacts bei Konzernen

Die Kapitalanlage in börsennotierte Wertpapiere bedeutet häufig, dass Anleger in große Unternehmen mit diversifizierten Geschäftsmodell investieren. Bei Firmen, die nur ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, ist der Effekt leichter zu bestimmen. Es sind allerdings immer noch Nachforschungen nötig, da diese Aktivitäten auch mit negativen Folgen verbunden sein können. „Man denke beispielsweise an einen Hersteller von Solarpanelen, der keine Rücksicht auf die Umwelt oder auf die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette nimmt und sich nicht angemessen um seine Abfälle kümmere“, kommentiert Zandbergen. In der Gesamtbetrachtung hätte ein solches Unternehmen unter dem Strich einen negativen Effekt auf Gesellschaft und Umwelt.

„Wir suchen nach Unternehmen, bei denen mehr als ein Drittel des Umsatzes zu mindestens einem der Nachhaltigkeitsziele beiträgt und bei der restlichen Geschäftstätigkeit keine negativen Effekte entstehen“, so Zandbergen. Einen Bonus erhalten Firmen, die in Märkten mit unzureichender Abdeckung engagiert sind. Zudem gelte es, die Werthaltigkeit zu überprüfen, also beispielsweise die Kosteneffizienz zu betrachten.

„Darüber hinaus ist es wichtig, über Methoden zur Messung des bewirkten Effekts zu verfügen, mittels derer sich zeigen lässt, dass ein Investment tatsächlich positive Auswirkungen hat“, sagt Zandbergen. Erst kürzlich wurde ein europäisches Finanzunternehmen verklagt, dem irreführende Behauptungen zum positiven Impact vorgeworfen wurde. In den USA beanstandet die Wertpapieraufsicht SEC mittlerweile, wenn Fondsmanager „potenziell irreführende Behauptungen“ hinsichtlich des Einsatzes von Sustainable Investing machen. Unterdessen würden neue regulatorische Vorschriften in der EU im Rahmen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) diesen Bereich gründlicher regeln.

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