Herr Rauch, ist die Welt zum Klimaschutz bereit?
DAS INVESTMENT.com: Herr Rauch, ist die Welt überhaupt zum Klimaschutz bereit?
Ernst Rauch: Ja, auf jeden Fall. Der Klimagipfel in Kopenhagen ist nicht das Ende. Fest steht, und da gibt es auch einen großen Konsens, dass die Welt ein Kyoto-Nachfolgeabkommen braucht. Ich erwarte also auf jeden Fall einen ersten Schritt in Richtung eines neuen Klima-Rahmenvertrags.
DAS INVESTMENT.com: Eine Minimal-Einigung kann angesichts der maximalen Probleme kaum als Erfolg gefeiert werden. Was halten Sie davon, dass in Kopenhagen voraussichtlich keine detaillierten Klima-Gesetze ausgehandelt werden?
Rauch: Es ist nicht glücklich, weil nun der Zeitdruck noch größer wird. Für eine konkrete Gesetzgebung bleiben nur noch zwei bis zweieinhalb Jahre. 2012 endet der erste Verpflichtungszeitraum des Kyoto-Protokolls. Für die zweite Periode brauchen wir neue Zielvorgaben zur Senkung der Treibhausgase.
DAS INVESTMENT.com: Was bedeutet das für Umwelttechnologie-Unternehmen, besonders jene aus dem Bereich erneuerbare Energien?
Cleantech Magazin
Rauch: Die Verzögerung der Klimaverhandlungen wäre kein positives Signal. In der Branche kann es darum kurzfristig zu einer Wachstumsdelle kommen. Mittel- und langfristig sind die Wachstumsaussichten aber nach wie vor exzellent.
DAS INVESTMENT.com: Ist es denn überhaupt zu schaffen, in so kurzer Zeit einen rechtsverbindlichen Klimavertrag auszuhandeln?
Rauch: Die Gefahr dabei ist, dass die verschiedenen Interessen hochgespielt und aufgebauscht werden und es zu einer zu lockeren oder gar keiner Gesetzgebung kommt. Auf der anderen Seite gehört ein bisschen Poker dazu. Ich bin überzeugt, dass es vernünftige Ergebnisse geben wird. Die Treiber des Klimaschutzes, ebenso wie die Verknappung der Ressourcen und die Abhängigkeit vom Öl, haben nichts an Schwungkraft verloren. Ich rechne damit, dass wir schon 2010 eine konkrete Klima-Gesetzgebung bekommen.
DAS INVESTMENT.com: Und wenn nicht? Erwärmt sich die Erde um bis zu zwei Grad, sind die Folgen beherrschbar, heißt es. Dafür müsste der Kohlendioxid-Ausstoß auf rund 450 ppm, Teile pro Millionen Luftpartikel, begrenzt werden. Derzeit liegen wir bei 390 ppm. Ist das überhaupt ein realistisches Ziel?
Rauch: Da bin ich in der Tat nicht so optimistisch. Aber wenn die Wissenschaft richtig liegt, müssen wir dieses Ziel erreichen. Sollten wir deutlich darüber hinaus schießen, kann es aufgrund der dann zu erwartenden Umweltveränderungen in Politik und Gesellschaft zu großer Instabilität kommen. Vielleicht ist aber erst einmal ein Überschießen nötig, damit den Menschen bewusst wird, was das bedeutet und sie anfangen, Klimaschutz konsequent zu betreiben.
DAS INVESTMENT.com: Ist es dann nicht schon zu spät?