Der Rentenfonds Bayerninvest Renten Europa hatte in den vergangenen Monaten einen erfreulichen Lauf. Aufgelegt 2006 war der Fonds zunächst allein institutionellen Anlegern zugänglich. 2020 legte Bayerninvest eine Tranche auch für Privatanleger auf (ISIN: DE000A2PSYA4). Da diese in ihren Kosten unter anderem auch eine Provision für den Finanzvertrieb berücksichtigt, erwirtschaftet die Privatanleger-Tranche ein etwas schlechteres Anlageergebnis als die Ur-Variante des Fonds (DE000A0ETKT9).

Dennoch kann sich auch ihr Ergebnis sehen lassen: Auf Jahressicht schrieb der Fonds 7,47 Prozent Plus (8,13 Prozent in der Institutionellen-Tranche).

Im Umfeld steigender Leitzinsen machte der Bayerninvest Renten Europa, der auf Euro-Emissionen diverser Laufzeiten setzt und sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen ins Portfolio holen kann, eine außerordentlich gute Figur. Besonders im vergangenen Jahr enteilte er deutlich seiner Benchmark (der Datenanbieter FFW Fundservices ordnet ihn als „Rentenfonds allgemein gemischte Laufzeiten Europa Euro“ ein). 

Rentenfonds bei steigenden und sinkenden Leitzinsen 

Insgesamt ist ein steigendes Zinsumfeld für einen Rentenfonds ein zweischneidiges Schwert: Einerseits versprechen Neu-Emissionen tendenziell mehr Zinsen aufs verliehene Geld. Andererseits verlieren bereits laufende Anleihen an Wert, denn es darf damit gerechnet werden, dass zukünftige Emissionen bessere Zinserträge erwirtschaften.

Mit ihrer jüngsten Entscheidung von Anfang Juni hat die Europäischen Zentralbank gerade eine neuerliche Zinswende vollzogen. Die Währungshüter senkten den Hauptrefinanzierungssatz für Banken im Euroraum um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent. Weitere Zinssenkungen könnten noch in diesem Jahr folgen.

Was macht die neue Situation mit dem erfolgsverwöhnten Bayerninvest Renten Europa – wie passt er sich an die neuen Rahmenbedingungen an? Und in welchen Anleihen-Segmenten schlummern derzeit spannende Investmentgelegenheiten? Wir haben bei Fondsmanager Gerd Rendenbach nachgefragt.

 

 

DAS INVESTMENT: Herr Rendenbach, nach einer kurzen Phase von Zinserhöhungen könnten 2024 die bedeutenden westlichen Notenbanken ihre Leitzinsen wieder senken. So hat im Juni die EZB jüngst einen ersten Zinssenkungsschritt eingeleitet. Ist das für einen Rentenfonds nicht eine problematische Aussicht?

Gerd Rendenbach: Ganz im Gegenteil. Zunächst bedeuten fallende Zinsen Kursgewinne für festverzinsliche Wertpapiere und damit rosige Aussichten für Rentenprodukte. Erst am Ende eines Zinssenkungszyklus mögen Rentenprodukte weniger attraktiv erscheinen. Dann ist auch die laufende Rendite entsprechend gesunken. Zum einen sind wir davon aber zeitlich weit entfernt. Zum anderen haben wir selbst im Niedrigzinsniveau gezeigt, dass sich mit aktiven Entscheidungen nicht nur Vergleichsindizes deutlich outperformen lassen, sondern sogar positive Erträge erzielt werden können. Letztlich hängt alles von der Ausrichtung des Fonds im gegebenen Marktumfeld ab.

Welches Szenario wäre Ihr absolutes Wunsch-Szenario für den Fonds?

Rendenbach: Es gibt kein eindeutiges Wunschszenario für den Fonds. Wir können nicht hellsehen und positionieren den Fonds daher selten eindeutig in eine Richtung. Wir versuchen vielmehr ein gesundes Risiko-Ertrags-Portfolio aufzustellen. So hat man auch bei einer Fehleinschätzung der Märkte noch Spielraum, zu reagieren. Vorteilhaft für die Grundkonzeption des Fonds ist es, wenn sich die Spreads sowohl bei den verschiedenen Anleihen der Eurozone als auch bei Unternehmensanleihen zu Staatsanleihen annähern, da wir dazu tendieren, eine höhere laufende Verzinsung über Spread-Produkte zu generieren. Eine stabile Währungsunion ist da sicher hilfreich.

Wie stellen Sie den Fonds auf, damit er auch unter anderen Rahmenbedingungen gut bestehen kann?

Rendenbach: Kein Fonds kann für alle Marktphasen gleichzeitig gewappnet sein. Wir verstehen uns als sehr aktiver Manager und passen unseren Fonds – auch kurzfristig – auf veränderte Rahmenbedingungen an. Wichtig ist hierbei, sich Fehler in der Ausrichtung einzugestehen und schnellstmöglich zu korrigieren. Es geht nicht darum, möglicherweise langfristig „Recht zu behalten“, sondern sich den mitunter kurzfristig veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.

Auch in langfristigen Trends sinkender oder steigender Zinsen gibt es immer wieder Zweifel der Marktteilnehmer und somit temporär signifikante Gegenbewegungen. Diese gilt es zu erkennen oder möglichst sogar zu antizipieren. Diese eher kurzfristigeren Bewegungen versuchen wir über den Einsatz von Derivaten (zumeist Futures auf deutsche Staatsanleihen) auszunutzen. Wir denken, die größte Stärke eines aktiven Managements liegt darin, nicht an einmal gefassten Meinungen festzuhalten, sondern schnell und entscheidungsstark auf neue Marktbewegungen zu reagieren.

In welchem Anleihen-Segment sehen Sie aktuell besonders interessante Anlagechancen?

Rendenbach: Anleihen von Finanzinstituten erscheinen trotz ihrer jüngsten Kursgewinne weiterhin attraktiv gemessen an ihrem Risiko. Dieses ist durch die verbesserten Eigenkapitalquoten der letzten Jahre deutlich gesunken. Das gilt für die gesamte Kapitalstruktur bei Finanzanleihen, also auch für das Nachrangsegment ertragsstarker Banken und Versicherungsunternehmen. Auch höherverzinsliche Anleihen aus den EU-Staaten und potenziellen Beitrittskandidaten bieten immer wieder attraktive Renditen. Natürlich muss hier gegebenenfalls auf geopolitische Veränderungen schnellstmöglich reagiert werden.

Und wovon würden Sie aktuell lieber Abstand nehmen?

Rendenbach: Wenn man Spread-Produkte tendenziell favorisiert, meidet man logischerweise Bundesanleihen. Gemessen an der aktuellen Inflation sind Bundesanleihen die einzigen Anlagen mit einer teils negativen Realverzinsung. Aber auch hier gilt natürlich: Wirkt sich eine der bestehenden geopolitischen Krisen am Ende doch negativ auf den Kapitalmarkt aus, muss umgedacht werden. Der „Safe-Haven“-Status von Bundesanleihen darf nicht unterschätzt werden.

Im Portfolio herrscht ein deutliches Übergewicht bei Banken. Warum?

Rendenbach: Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Bankanleihen bieten gemessen an ihrem Rating im Vergleich zu Unternehmensanleihen höhere Renditen. Seit der Finanzkrise haben sich die Eigenkapitalanforderungen und -quoten der Banken deutlich verbessert. Regulierungen wie Basel III sorgen dafür, dass Banken mehr Kapital halten müssen. Das erhöht ihre Stabilität. Die regelmäßigen Stresstests haben die Widerstandsfähigkeit der Institute gegenüber wirtschaftlichen Schocks erhöht.

Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld ist stabil genug, um das Risiko von Kreditausfällen vergleichsweise niedrig zu halten. Schließlich profitieren Banken auf der Einnahmeseite von der positiven Zinsentwicklung. Das steigert ihre finanziellen Erträge. Somit werden auch ihre Anleihen noch attraktiver.

Beschreiben Sie mal bitte den idealtypischen Anleger, den der Bayerninvest Renten Europa ansprechen will.

Rendenbach: Den idealtypischen Anleger gibt es so nicht. Der Fonds ist für jeden geeignet, der einen Rentenbaustein in seinem Portfolio haben möchte und sich nicht täglich um seine Kapitalanlagen Gedanken machen möchte. Er richtet sich an mittelfristig orientierte Anleger mit einem Zeithorizont von zumindest einem Jahr. Die hohe langfristige Outperformance gegenüber Festgeld- und Laufzeitanlagen oder Vergleichsindizes zeigt, dass hier aktives Management einen Mehrwert für den mittelfristig orientierten Anleger bedeutet. 


Über den Interviewten:

Gerd Rendenbach leitet den Bereich globale Anleihen bei der Asset-Management-Tochter der Bayern LB, Bayerninvest. Dort managt er auch den Fonds Bayerninvest Renten Europa (ISIN: DE000A2PSYA4).