Der Onlinehandel erlebte seit der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom. Im Jahr 2021 wurden allein in Deutschland mehr als 4 Milliarden Pakete zugestellt. Auf der ganzen Welt versendeten Menschen mehr als 159 Milliarden Pakete, wie aus einer Studie von Pitney Bowes hervorgeht. Pitney Bowes ist ein international agierender Anbieter von Versand- und Postlösungen, der Technologie, Logistik und Finanzdienstleistungen für mehr als 90 Prozent der umsatzstärksten 500 Unternehmen weltweit bereitstellt. Die Firma aus Stamford/USA rechnet mit einer Zunahme des Volumens auf bis zu 256 Milliarden Pakete bis zum Jahr 2027.
Onlineshopping wird zur Normalität
Während der stationäre Handel seine Pforten pandemiebedingt schließen musste, Warenhausketten wie Galeria Karstadt Kaufhof wegen finanzieller Schwierigkeiten Insolvenz anmeldeten, war die Corona-Zeit ein entscheidender Katalysator für die Onlinebranche. Die Vorteile liegen auf der Hand. Aufgrund der Allgegenwärtigkeit von Smartphones können Kunden praktisch jedes Produkt ihrer Wahl jederzeit und überall online kaufen. Analysten von UBS prognostizieren angesichts dessen, dass die Online-Warentransaktionen bis 2025 weltweit auf 7 Billionen Euro anwachsen werden.

Weitere treibende Kräfte sind die Inflation und die Energiekrise. In den vergangenen zwei Jahren sind die Preise vieler Rohstoffe und Waren stark gestiegen. Da viele Menschen nicht mehr so viel Geld im Portemonnaie haben, kaufen sie gerne online, da man Preise hier besser vergleichen kann. Ob Kleidung, Medikamente oder Lebensmittel, ganz egal – der Wettbewerb um den besseren Preis ist oft nur einen Klick weit entfernt. Mehr als 20 Prozent der weltweiten Einzelhandelsumsätze finden mittlerweile online statt, Tendenz steigend.
Trotz der schwierigen Konjunkturaussichten boomt auch der deutsche Paketmarkt. Rein rechnerisch erhält jeder Deutsche in diesem Jahr 40 Pakete. 2018 waren es noch 24, 2026 könnte jeder Bundesbürger mehr als 50 Pakete im Jahr geliefert bekommen – eine Steigerung um 50 Prozent. Das ist das Ergebnis neuer Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey & Company.
Mit der Digitalisierung eröffnen sich zudem immer neue Möglichkeiten. Technisch längst machbar, aber noch nicht in der Realität angekommen: Unsere Kühlschränke werden künftig automatisch bei Supermärkten bestellen und per Drohne beliefert.
Was bedeutet das für Investoren? Natürlich ist eine Beteiligung an einem großen Online-Händler immer noch eine gute Wette auf den Trend zum Onlineshopping. Amazon hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt entwickelt. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass auch Online-Händler den Inflationsdruck und die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen. Im November 2022 sind die Umsätze des deutschen Versand- und Online-Einzelhandels laut Statista um rund 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Für einen Giganten wie Amazon wird es zudem schwierig, mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Milliarden US-Dollar weiterhin Wachstumsraten um 20 Prozent oder mehr zu erzielen. Der Webriese selbst reagierte zuletzt mit Sparmaßnahmen bei Löhnen oder dem Transport und will auf diese Weise für mehr Profitabilität sorgen. Nach einem Minus von 50 Prozent im Jahr 2022 ist die Aktie von Amazon in diesem Jahr mit einem Plus von 22 Prozent wieder auf dem Weg nach oben. Das Papier entwickelte sich zuletzt deutlich besser als der breite Markt.
Logistikfokus schlägt den klassischen Konsumsektor
Wer den Prognosen von Experten glaubt, dass der Onlinehandel nach dem Ende der Krise weiter stark wachsen und dem konventionellen Handel nach und nach Marktanteile abjagen wird, kann sich mit dem L&G ECommerce Logistics ETF positionieren. „Es handelt sich um einen langfristigen Megatrend, der unseres Erachtens unsere Lebens- und Arbeitswelt radikal verändern wird“, schreiben die Experten von L&G.
Der ETF umfasst 36 internationale Logistik- und Technologieunternehmen, die im E-Commerce tätig sind oder deren Dienstleistungen einen engen Bezug zum Onlinehandel aufweisen. Rund 45 Prozent des 230 Millionen US-Dollar großen Portfolios sind in den USA untergebracht, auf Aktien aus Deutschland und Japan entfallen rund 11 Prozent. Dänische und kanadische Titel sind mit 6 Prozent gewichtet.
Zu den Werten im Portfolio gehören neben Amazon und der chinesischen Konkurrenz Alibaba auch der deutsche Online-Versandhändler Zalando, die Deutsche Post, das dänische Logistikunternehmen DSV und die Reederei AP Moeller Maersk, die ebenfalls in Dänemark beheimatet ist. Der zugrunde liegende Solactive ECommerce Logistics Index wird halbjährlich im April und Oktober anhand umfassender Auswahlkriterien aktualisiert. Alle im Index enthaltenen Unternehmen werden zum Stichtag wieder gleich gewichtet.
Wenn man die historische Wertentwicklung betrachtet, kann sich eine Investition in den auf Logistik fokussierten ETF lohnen. In den vergangenen fünf Jahren hat er den breiten Konsumsektor deutlich übertroffen. Während der Durchschnitt aller Konsumfonds um 29 Prozent gestiegen ist, gewann der L&G ECommerce Logistics ETF rund 70 Prozent hinzu. In diesem Jahr ging es im Zuge der Markterholung bereits um fast 10 Prozent nach oben, während der Sektor nur um 6 Prozent stieg. Die laufenden Kosten des im Dezember 2017 aufgelegten Produkts liegen bei 0,49 Prozent. Die Erträge des ETFs werden automatisch wieder angelegt.