Anlagestrategien High-Yield-Anleihen verstehen: Chancen und Risiken für renditeorientierte Anleger
Der Markt für Festzinsanlagen (oft Anleihen genannt) ist ein großes Anlageuniversum und besteht aus zahlreichen Wertpapieren, die sich in Laufzeit, Rendite und Risikoprofil unterscheiden. Bei allen Finanzanlagen steigt das Risiko mit den Ertragsaussichten – Anleihen sind dabei keine Ausnahme. Grundsätzlich gilt, dass Staatsanleihen eher geringe Risiken haben, während sogenannte High-Yield-Anleihen ohne Investmentgrade-Status höhere Risiken bergen.
Warum in Anleihen investieren?
Anleihen sind Schuldpapiere von Unternehmen und Ländern, die Kapital benötigen. Mit einer Anlage in eine Anleihe verleiht man Geld für einen bestimmten Zeitraum und erhält dafür regelmäßige Zinszahlungen in einer vorab festgelegten Höhe, den „Kupon“. Am Laufzeitende bekommt der Anleger sein eingesetztes Kapital zurück.
Investoren können entweder direkt oder über einen Anleihenfonds anlegen, der aus unterschiedlichen Arten von Anleihen bestehen kann. Privatanleger investieren weniger häufig direkt, weil die in der Regel hohen Mindestanlagesummen eine Hürde darstellen. Deshalb erfolgen die meisten Anlagen über einen Fonds, bei dem ein professioneller Fondsmanager die Anleihen auswählt.
Das größte Risiko einer Anleihe besteht darin, dass der Schuldner in finanzielle Schwierigkeiten gerät oder sogar Konkurs anmelden muss, sodass er die Zinsen beziehungsweise das geliehene Kapital nicht zurückzahlen kann. Generell gelten Anleihen aber als weniger riskant oder volatil als Aktien. Das liegt daran, dass Anleihen weiter oben in der Kapitalstruktur eines Unternehmens stehen als Aktien. Das bedeutet, dass Gläubiger (Anleiheninvestoren) ihr Geld vor den Eigentümern (Aktieninvestoren) erhalten, wenn ein Unternehmen nach einem Zahlungsausfall wieder solvent ist.
High-Yield-Anleihen: Vorteile und Risiken für Anleger
Wenn es um Anleihen geht, wird am häufigsten über die Renditen gesprochen und darüber, ob sie steigen oder fallen. Die Rendite setzt sich aus Kupon und Nominalwert (abzüglich der Investitionskosten) zusammen. Anleihenkurse und Renditen entwickeln sich gegenläufig. Wenn der Kurs steigt, fällt die Rendite und umgekehrt. Anders gesagt: Fallende Renditen sind gut für Investoren, weil dann der Wert ihrer Anleihe steigt.
Die Wertentwicklung von Anleihen (auch von High Yield) hängt von drei Faktoren ab:
1. Kreditrisiko
Unabhängige Ratingagenturen vergeben Kreditratings an Unternehmen und Länder, die auf deren finanzieller Stärke beruhen, also auf ihrer Fähigkeit, Schulden zurückzuzahlen. Ein hohes Kreditrating (mindestens BBB bei S&P) wird Investmentgrade-Rating genannt. Ratings unterhalb Investmentgrade (höchstens BB bei S&P) gelten als High Yield.
Große, etablierte Anleihenemittenten mit soliden Finanzen werden als verlässlicher betrachtet als kleinere, weniger bekannte. Emittenten von Industrieländerstaatsanleihen (beispielsweise die USA, wichtige europäische Länder und Japan) gelten als die verlässlichsten von allen. Aber der „sichere“ Status ihrer Anleihen hat auch zur Folge, dass sie recht niedrige Renditen bieten. High-Yield-Anleihen gehen in der Regel mit höheren Risiken einher. Sie sind üblicherweise volatiler und die Zahlungsausfallrisiken ihrer Emittenten sind höher als bei Investmentgrade-Anleihen. Deshalb müssen High-Yield-Emittenten höhere Zinsen zahlen, um Investoren zu gewinnen.
2. Zinsen
Wenn Investoren steigende Zinsen erwarten, fallen die Anleihenkurse, weil neue Anleihen an den Markt kommen, die höhere Kupons bieten (weil sie die höheren Zinsen widerspiegeln). Wenn die Zinsen fallen, geschieht das Gegenteil. Die Anleihenkurse steigen, aber die Renditen fallen. Das heißt: Fallende Renditen sind eine gute Nachricht für Investoren, weil es bedeutet, dass der Wert ihrer Portfolios steigt. Steigende Renditen sind dagegen schlechte Nachrichten, weil der Wert ihrer Anleihen (also der Kurs) fällt.
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3. Durationssteuerung
Wichtig ist immer auch, wann eine Anleihe zurückgezahlt wird, also ihre Laufzeit. Anleihen mit längeren Laufzeiten (10 bis 20 Jahre) gelten als risikoreicher, weil die langfristige Zinsentwicklung schwerer zu prognostizieren ist. Ihre Kurse reagieren zudem empfindlicher auf Zinsveränderungen. Der Kurs einer Dreißigjahresanleihe reagiert stärker auf eine Zinsveränderung um 1 Prozent als der Kurs einer Dreijahresanleihe. (Die Duration misst die Anfälligkeit eines Anleihenkurses auf Zinsveränderungen.)
Außerdem hat die Inflation Einfluss auf den Nominalwert einer Anleihe. 100 Millionen Dollar sind heute mehr wert als 100 Millionen Dollar in 25 Jahren. High Yield haben in der Regel eine kürzere Laufzeit als viele Investmentgrade-Anleihen (meist unter zehn Jahren). Deshalb ist auch ihre Duration niedriger. High-Yield-Strategien sind also offenbar weniger zinsabhängig als die meisten Investmentgrade-Strategien.
High-Yield-Strategien: Chancen in der Portfoliodiversifikation
High-Yield-Anleihen zählen zu den Investmentanlagen mit höheren laufenden Erträgen. Üblicherweise werden sie von Unternehmen emittiert, die vielleicht kapitalintensiver und höher verschuldet sind. Deshalb gelten ihre Kreditrisiken als höher. Aber während sie zwar risikoreicher sind als Staatsanleihen und Investmentgrade-Unternehmensanleihen, bieten sie auch die Aussicht auf erheblich höhere laufende Investmenterträge. Sie können für das höhere Risiko entschädigen, dass man das investierte Kapital nicht zurückerhält. Aktive Strategien können dieses Risiko mindern und trotzdem höhere laufende Erträge bieten, was zu überdurchschnittlichen Ergebnissen führen kann.
High-Yield-Anliehen sind weniger stark mit anderen Anleihenarten korreliert, können so ein breit aufgestelltes Anleihenportfolio diversifizieren und sind weniger anfällig für Zinsveränderungen. Hinzu kommt die Aussicht auf Wertzuwachs. Wie Aktienkurse können auch die High-Yield-Kurse bei Unternehmenserfolg oder Konjunkturaufschwung steigen. Außerdem ist bei High Yield der Anteil der laufenden Erträge höher als bei Aktien, sodass sie grundsätzlich weniger volatil sind als diese. Aber ihre Wertentwicklung ist enger mit Aktien korreliert als mit Investmentgrade-Anleihen mit längerer Duration, deren Risiken weniger hoch sind.
Globale High-Yield-Märkte: USA, Europa und Schwellenländer
Der High-Yield-Markt hat seinen Ursprung in den USA und US-High-Yield sind nach wie vor der größte und liquideste Markt. Mittlerweile ist aber ein breiterer internationaler High-Yield-Markt entstanden, der Vorteile bieten kann. Dazu zählen die Diversifikation durch Anlagen in Europa oder stärkeres Wachstumspotenzial in Schwellenländern.
Über den Autor
Jack Stephenson ist US Fixed Income Investment Specialist bei Axa Investment Managers.