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Chancenreiche Anleiherenditen High Yield: Warnsignal oder Kaufgelegenheit?

Produktionsanlage eines Systemlieferanten für elektrische Antriebe
Produktionsanlage eines Systemlieferanten für elektrische Antriebe: Obwohl das derzeitige wirtschaftliche Umfeld schwierig ist, waren die Gelegenheiten für ein Engagement in Renditen von über 8 Prozent – so wie jetzt – relativ selten. | Foto: Imago Images / CTK Photo

Inmitten der schlechten Marktstimmung wurden Hochzinsanleihen im bisherigen Jahresverlauf neu bewertet: Die Spreads weiteten sich aus, und die Renditen stiegen laut Bloomberg von rund 4 auf mehr als 8 Prozent im Juli 2022.

Da makroökonomische Unsicherheiten und Rezessionsängste die wirtschaftlichen Aussichten trüben, stellen sich viele Anleger die gleiche Frage: Sind die jüngsten Spread-Ausweitungen ein Warnsignal oder eine attraktive Kaufgelegenheit?

Verlockende Einstiegsmarken

Mit Renditen um 8 Prozent bieten Hochzinsanleihen unserer Meinung nach derzeit eine Kaufgelegenheit. Obwohl das aktuelle wirtschaftliche Umfeld schwierig ist, sind die Gelegenheiten für ein Engagement in Renditen von über 8 Prozent relativ selten gesät. Vor 2022 gab es in den vergangenen zehn Jahren nur acht Monate, in denen die Anfangsrenditen über 8 Prozent lagen.

Zu diesen Zeiträumen gehörten März bis April 2020 während des Höhepunkts der Pandemie sowie Ende 2015 und Anfang 2016 inmitten der Schwäche des Energiesektors. Auf diese risikobehafteten und wirtschaftlich schwachen Zeiten folgten starke Erholungen, die den Anlegern die Möglichkeit boten, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Auf der Grundlage des Bloomberg US Corporate High Yield Index ergaben sich für diejenigen, die in den letzten zehn Jahren bei Renditen von über 8 Prozent investierten, zu diesen Einstiegszeitpunkten überdurchschnittliche annualisierte Renditen. Die Zahlen sprechen für sich:

  • Durchschnittliche annualisierte Einjahresrendite: 18,04 Prozent
  • Dreijährige durchschnittliche annualisierte Rendite: 8,38 Prozent
  • Fünfjährige durchschnittliche annualisierte Rendite: 8,18 Prozent

Zwar lassen sich nur selten Anfangsrenditen von über 8 Prozent erzielen, aber jeder Konjunkturzyklus ist anders. Insbesondere gibt es deutliche fundamentale Unterschiede zwischen den Zeiträumen 2015 und 2016 sowie 2020 im Vergleich zu heute. Frühere Zeiträume mit Renditen von über 8 Prozent waren durch sich verschlechternde oder schwache Fundamentaldaten und ein sehr schwieriges wirtschaftliches Umfeld gekennzeichnet.

Auch im Jahr 2022 stehen viele Unternehmen vor makroökonomischen Hürden und das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich. Doch die Fundamentaldaten der Hochzinsunternehmen sind stabil und relativ gesund. Viele Emittenten haben einen historisch niedrigen Verschuldungsgrad, eine hohe Zinsdeckung und nur wenige kurzfristige Fälligkeitsprobleme. Daher sind die meisten Hochzinsunternehmen unseres Erachtens gut positioniert, um eine Konjunkturabschwächung zu überstehen. Bei den aktuellen Renditeniveaus sind wir der Meinung, dass Hochzinsanleger für das Eingehen von Risiken bei bestimmten Krediten mit soliden Fundamentaldaten entschädigt werden.

Bewertung des Abwärtsrisikos und der langfristigen Rendite

Die aktuellen Renditen sind zwar attraktiv, es sind jedoch auch die Abwärtsrisiken zu berücksichtigen. Angesichts der negativen Stimmung und der zahlreichen makroökonomischen Risiken könnte der Markt kurzfristig zu einer Ausweitung der Spreads neigen, insbesondere wenn sich das makroökonomische Umfeld weiter verschlechtert. Da es bekanntlich nahezu unmöglich ist, den Markt zu timen, muss der Zeithorizont der Anlage eine wichtige Rolle spielen. Für langfristige Anleger bieten die aktuellen Renditen und Preise unserer Meinung nach chancenreiche Einstiegspunkte.

In den vergangenen drei Jahrzehnten, als die Anfangsrendite in einzelnen Fällen 8 Prozent und mehr betrug, haben wir Folgendes beobachtet:

  • Die durchschnittliche annualisierte Fünfjahresrendite belief sich auf 9,21 Prozent.
  • 81 Prozent der Zeiträume hatten eine annualisierte Index-Gesamtrendite von 6 Prozent oder mehr über die nächsten fünf Jahre.
  • 99 Prozent der Zeiträume wiesen in den nächsten fünf Jahren positive Indexrenditen auf.

Hohe Erträge und diskontierte Preise

Hochzinsanleihen bieten gute Möglichkeiten, um überzeugende Erträge zu erzielen. Schließlich wird die langfristige Gesamtrendite eher von den Erträgen als von den Kursbewegungen bestimmt. Zusätzlich zu den hohen Erträgen bieten abgezinste Kurse ein Wertsteigerungspotenzial. Auf den aktuellen Niveaus bieten die Bewertungen von Hochzinsanleihen Spielraum, um sich zu erholen und für den Rest des Jahres kuponähnliche oder kuponstarke Renditen zu erzielen, sobald sich die Zinsen stabilisieren und die Volatilität nachlässt.

Wir sehen derzeit viele Situationen, in denen die Anleihekurse im Verhältnis zur fundamentalen Stärke des Unternehmens günstig erscheinen. Bei den entsprechenden Emittenten sind positive Katalysatoren denkbar, die eine Erholung auslösen und dazu beitragen könnten, dass der Kapitalzuwachs schneller als erwartet realisiert wird. Die trüben wirtschaftlichen Aussichten erfordern jedoch eine strenge Kreditprüfung. In diesem Umfeld ist die Auswahl der Titel entscheidend, da individuelle Faktoren weiterhin zu einer Zweiteilung des Hochzinsmarktes führen werden.

Rezessionsrisiko und Erholungspotenzial

Obwohl es viele Unwägbarkeiten gibt, ist unser Hochzinsteam etwas optimistischer als der breite Marktkonsens eingestellt. Ja, das makroökonomische Umfeld ist schwierig. Aber wir glauben, dass die Wirtschaft und speziell die US-Verbraucher sich widerstandsfähiger erweisen könnten, als die meisten Marktteilnehmer jetzt annehmen. Wenn diese Einschätzung zutrifft, könnten Hochzinsanleihen bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen. Sollte es hingegen zu einer Rezession kommen, würden wir davon ausgehen, dass sich die Märkte innerhalb weniger Monate nach Beginn der Rezession erholen, da die Erholung der Hochzinsmärkte in der Vergangenheit immer der tatsächlichen Wirtschaftsaktivität vorausgegangen ist. Mit anderen Worten: Die Renditeaufschläge für Hochzinsanleihen könnten sich erholen, bevor die Wirtschaftstätigkeit ihren Tiefpunkt erreicht.

Attraktiver relativer Wert, konstruktiver Ausblick

Trotz des trüben wirtschaftlichen Hintergrunds halten wir an unserem vorsichtig konstruktiven Ausblick für Hochzinsanleihen für den weiteren Jahresverlauf 2022 fest, wie in unserem Global Fixed Income Mid-Year 2022 Outlook dargelegt. Stabile Kreditfundamentaldaten, gedämpfte Ausfallprognosen und ein qualitativ hochwertiger Markt für Hochzinsanleihen sind die Schlüsselfaktoren, die unsere Einschätzung stützen. Hochzinsanleihen bleiben auch auf relativer Basis attraktiv und bieten die Möglichkeit, in Zeiten steigender Zinsen höhere Renditen zu erzielen und das Durationsrisiko zu senken. Auch wenn die Ausweitung der Spreads zur Vorsicht ruft, bieten die aktuellen Bewertungen unserer Meinung nach seltene Gelegenheiten, sich bei soliden Unternehmen zu attraktiven Konditionen zu engagieren. 

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