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Hilfspakete der Schwellenländer-Notenbanken Im Glaubwürdigkeitstest der Investoren

Shaktikanta Das, Chef der indischen Zentralbank (RBI): Wie viele andere Notenbanken der Schwellenländer hat auch die RBI Hilfspakete zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie aufgelegt.
Shaktikanta Das, Chef der indischen Zentralbank (RBI): Wie viele andere Notenbanken der Schwellenländer hat auch die RBI Hilfspakete zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie aufgelegt. | Foto: imago images / Xinhua
Ajeza Kadilli, Economic Analysis Team von Pictet AM

Die Zentralbanken weltweit haben mit einer Reihe von Maßnahmen, darunter auch der quantitativen Lockerung, auf die Corona-Pandemie reagiert. QE-Maßnahmen wurden zuletzt von den Zentralbanken Chiles, Kolumbiens, Indonesiens und Südafrikas angekündigt. In Europa hatten sich zuvor Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien zu entsprechenden Schritten entschlossen. Jüngst hat auch die Zentralbank Israels QE-Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Ähnliche Überlegungen gibt es in einer Reihe von Schwellenländern. In Brasilien müsste für geldpolitische Lockerungen allerdings sogar die Verfassung geändert werden, was den außergewöhnlichen Charakter dieser Maßnahmen deutlich macht.

Unterschiede bei QE-Strategien in Industrie- und Schwellenländern

In den Industrieländern wurde die quantitative Lockerung in der Vergangenheit als Instrument zur Senkung der Finanzierungskosten eingesetzt, wenn das herkömmliche Instrumentarium ausgeschöpft war.

Schwellenländer hingegen verfolgen damit das Ziel, die Liquidität zu verbessern und die Funktionsfähigkeit der Märkte zu erhalten. Der Umfang der QE-Programme in den Schwellenländern ist bislang überschaubar. Aber die Symbolkraft dieser Maßnahmen ist stark. Aktuell werden die meisten Länder die quantitative Lockerung mit herkömmlichen Instrumenten wie beispielsweise der Senkung der Leitzinsen kombinieren. Zum Vergleich: Seit Februar sanken die durchschnittlichen Zinssätze um bis zu 1,25 Prozent.

Gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte und eine Senkung der Mindestreserveanforderungen gehören zu den weiteren Möglichkeiten, die Liquidität der Märkte zu erhöhen.

Wie die Philippinen und Indien für Liquidität sorgen

Die Zentralbank der Philippinen ist ein gutes Beispiel: Nach zwei Zinssenkungen um jeweils 25 und 50 Basispunkte im Februar und März vereinbarte sie den Rückkauf von Staatsanleihen durch das Finanzministerium. Außerdem senkte sie die Mindestreserveanforderungen für Universal- und Geschäftsbanken von 600 auf 400 Basispunkte. Eine ähnliche Senkung für andere Banken und Finanzinstitute wird derzeit diskutiert. Zudem hat die Zentralbank 20 Milliarden Philippinische Peso (umgerechnet rund 394 Millionen US-Dollar) als Dividendenvorschuss an die Zentralregierung zur Bewältigung der Covid-19-Krise überwiesen.

Auch die Reserve Bank of India (RBI) hat eine Zinssenkung um 75 Basispunkte, einen vorübergehenden Aufschub bei der Rückzahlung von Krediten und eine Senkung der Mindestreserveanforderungen angekündigt.

Quantitative Lockerung und die Stabilität der Währung in Einklang zu bringen ist häufig ein Balanceakt. Im Fall Indiens konnte sich die Rupie recht gut behaupten, was angesichts der Abhängigkeit der Schwellenländer von in US-Dollar denominierten Schuldtiteln bemerkenswert ist. Hinzu kommt, dass Indien bei seiner Auslandsverschuldung in Höhe von rund 20 Prozent zum BIP eine gute Balance hält und daher in dieser Hinsicht nur minimal gefährdet ist.

Glaubwürdigkeitstest für die Schwellenländer-Notenbanken

Vor allem in den Schwellenländern könnten die neuen QE-Programme zum Testfall für das Vertrauen der Investoren in die Zentralbanken werden. Denn neben ihren eigentlichen Zielen – das reibungslose Funktionieren der Märkte sicherzustellen, die Liquidität aufrechtzuerhalten, die Finanzierungskosten für Regierungen und Unternehmen zu senken und die Inflation zu beleben – müssen sich die Zentralbanken der Schwellenländer unter dem Druck der Corona-Pandemie mit ihren Maßnahmen einem selbst gewählten Glaubwürdigkeitstest unterziehen.

Dabei geht es zunächst um die Transparenz der Hilfsprogramme hinsichtlich ihrer Dauer und ihres Umfangs. Hierzu gibt es bisher oft keine umfassenden Informationen. Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Hilfen hängt aber auch wesentlich von der zukünftigen Unabhängigkeit der Notenbanken von den jeweiligen Regierungen ab.

Inflationsdruck könnte sich dort einstellen, wo die Maßnahmen durch frisches Notenbankgeld finanziert und länger aufrechterhalten werden. Die Folge könnte ein teils deutlicher Anstieg der Preise für Vermögenswerte sein – die Zentralbanken müssen die nachteiligen Effekte sorgfältig abwägen.

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