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Inyova-Investmentchef über Rentenreform Politik darf historische Chance der Aktienrente nicht verspielen

Großeltern mit Enkelkind
Großeltern mit Enkelkind: Die Bundesregierung will die gesetzliche Rente reformieren. | Foto: Pixabay

Ende August weilte Christian Lindner einen Tag in Stockholm. Der Finanzminister traf seinen Amtskollegen Mikael Damberg, um sich über den schwedischen Staatsfonds auszutauschen. Der Presse gegenüber lobte Lindner das schwedische Modell: Von ihm könne man lernen, dass „Deutschland seine Abneigung gegen Aktien und Wertpapiere überwinden“ müsse. Die derzeitige, „rein gegenwartsorientierte“ Rente in Deutschland sei in einer alternden Gesellschaft kein Garant für Sicherheit. Es brauche einen Kapitalstock, der langfristig wachse und jährlich höhere Rendite erwirtschaften kann.

 

Damit rennt der Finanzminister offene Türen ein. Die Deutschen warten seit Monaten darauf, dass die Aktienrente ausgearbeitet wird. Bisher war es bei der Ankündigung geblieben: Das Projekt steht im Koalitionsvertrag, zuerst sollen rund zehn Milliarden Euro als Kapitalstock bereitgestellt werden. Verwaltet werden soll das Geld von der Bundesbank. Nun tut sich also etwas. Das ist gut. Denn bliebe Berlin untätig, würden die Beitragssätze der deutschen Rentenversicherung ins Unermessliche steigen – von derzeit 18,6 Prozent auf bis zu 23 Prozent im Jahre 2035, so erste Prognosen.

Die Aktienrente bringt nur etwas, wenn sie klug gestaltet wird

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Bei aller Euphorie darüber, dass sich bei einem Problem, das keinen Aufschub gewährt, etwas bewegt, sollte sich Lindner allerdings eines in Erinnerung rufen: Die Aktienrente bringt nichts, wenn ihre Ausarbeitung nicht ausreichend durchdacht wird – zum Beispiel dadurch, dass man sie nicht nachhaltig gestaltet. Denn in der Aktienrente liegt die historische Chance, auch beim Klima- und Umweltschutz voranzukommen. Die Wirtschaft muss auf Nachhaltigkeit im Sinne des Pariser Klimaabkommens umgestaltet werden.

Die Unternehmen verspüren auch von privater Seite Druck: Immer mehr Investoren fordern ein aktiveres Vorgehen bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ziehen die adressierten Unternehmen nicht mit, drehen die Anleger schon mal den Geldhahn ab. Auch der Staat sollte dabei nicht tatenlos zusehen. Große Investmentgesellschaften kündigten Anfang 2020 an, Beteiligungen von Unternehmen abstoßen zu wollen, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit der Erzeugung von Kohle verdienen. Wenn selbst die freie Wirtschaft so entschieden vorprescht, warum dann nicht auch der Staat? Wichtig ist dabei, deutlich zu machen, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht auf Kosten der Rendite gehen muss.

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