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Fünf Fragen an Graham Clapp „Höhere Volatilität wird belohnt“

Fondsmanager Graham Clapp
Fondsmanager Graham Clapp: Auf europäische Aktien spezialisiert | Foto: Tom Hönig

DAS INVESTMENT: Im laufenden Jahr liegen Sie mit dem RWC European Equity deutlich vor Konkurrenz und Index. Woran liegt‘s?

Graham Clapp: Die Schubkraft hinter den einzelnen Sektoren kam vom privaten Konsum, dem Gesundheitswesen und der Technologie. Aus stilistischer Sicht waren überstarke Wachstumstitel die Haupttreiber im ersten Quartal, daran hat sich seit Jahresbeginn nichts geändert. Vor allem Hello Fresh, Teamviewer und Ambu trugen zur Outperformance bei. Im zweiten Quartal nach dem Covid-19-Ausverkauf war die Performance zwischen den verschiedenen Bereichen ausgewogener, wobei Aktien mit Erholungs- und zyklischem Potenzial zu einer positiven Performance zurückkehrten. Alle Aktien, die stark mit Heimarbeit, digitalem Vertrieb und Covid-19-Tests oder -Behandlungen zusammenhängen, verzeichneten beschleunigte Nachfrage, die über die etablierten Wachstumstrends hinausging.

Welche Investmentgeschichte spiegelt Ihr Portfolio derzeit wider?

Clapp: Wir wollten unser Exposure bei den Aktien erhöhen, bei denen wir eine starke Erholung erwarteten, und dafür die Covid-19-Gewinner reduzieren. Allerdings hat der starke Aufschwung, den die Stimulierung durch die Zentralbanken und die staatliche Unterstützung ausgelöst haben, dazu geführt, dass es außer im Reise- und Freizeitbereich nur sehr wenige notleidende Situationen gab. Möglicherweise wird es hier in Zukunft wieder mehr Chancen geben, und zwar in dem Maße, wie die staatliche Unterstützung zurückgezogen und der Markt bei den längerfristigen Wirtschaftsaussichten realistisch wird. Unsere aktuelle Positionierung spiegelt wider, bei welchen Firmen wir das wirtschaftliche Potenzial für größer halten als der Aktienkurs impliziert. Gerade in unseren Schwerpunktbereichen sehen wir interessante Möglichkeiten.

Nichtsdestotrotz liegen Sie im laufenden Jahr nur knapp im Plus.

Clapp: Angesichts des starken Kursrückgangs der Benchmark, unseres stilanalytischen Ansatzes und der erklärten Ziele des Fonds sind wir mit der bisherigen Jahresperformance zufrieden. Unsere Absolute-Return-Strategie blieb im bisherigen Jahresverlauf auf rollierender Zwölf-Monats-Basis im positiven Bereich. Diese Strategie ist so konzipiert, dass sie nicht mit dem europäischen Index korreliert ist.

Augenscheinlich liegt die Volatilität des Fonds höher als die des Marktes. Ist das Teil Ihres Konzepts?

Clapp: Angesichts unseres hohen Active Share und Tracking Errors ist das richtig. Wir sind der Meinung, dass höhere Volatilität durch bessere langfristige Renditen belohnt wird. Unser hohes Engagement bei mittleren Nebenwerten und die Untergewichtung von Large Caps ermöglicht differenzierte Einblicke in einen Marktbereich, der von den Analysten der Kauf- und Verkaufsseite immer weniger erforscht wird.

Welchen Stellenwert hat der Brexit für Sie? Haben Sie Ihr Portfolio darauf vorbereitet?

Clapp: Wir stellen unser Portfolio so auf, dass es von schwer vorhersehbaren Makroereignissen möglichst unbeeinflusst bleibt. Wenn wir die Grundlagen für unsere einzelnen Positionen modellieren, berücksichtigen wir immer auch die Auswirkungen des Makroumfelds, einschließlich Ereignissen wie dem Brexit. Ein schwieriges Handelsumfeld, das sowohl von Brexit als auch von den Handelsspannungen zwischen den USA und China angetrieben wird, haben wir bei unseren Prognosen also bereits mitbedacht.

Graham Clapp managt unter anderem den Hedgefonds RWC Pensato Europa Absolute Return (ISIN: LU1784287648) und den RWC European Equity (LU1697530753).

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