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Stolls Fonds der Woche Hohe Gewinne mit tiefen Burggräben

Redakteur Sven Stoll vor einer Burg
Redakteur Sven Stoll vor einer Burg: Unternehmen mit einem breiten Burggraben sind vor Angriffen der Konkurrenz geschützt und bieten die Möglichkeit ein Depot inflationssicherer zu machen. | Foto: Sven Stoll / Fotomontage: Jessica Hunold / Canva

Kaum hatten sich die Börsianer an das neue Covid-19-Umfeld angepasst, schon erschütterten die nächsten Hiobsbotschaften die Kapitalmärkte. Der Krieg, die ausufernde Inflation, steigende Zinsen und die nicht auszuschließende Rezession bestimmten in der ersten Jahreshälfte 2022 die Schlagzeilen in der Wirtschaftspresse rund um den Globus. Nach vielen guten Börsenjahren mit geringen Schwankungen und ordentlichen Zuwächsen bei Aktien markierte das Jahr 2022 einen Trendwechsel. Die geballten Ängste führten zu einem Kursrutsch, der vor allem die Kurse von hochverschuldeten Wachstumsfirmen in den Keller schickte. Die längerfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, insbesondere auf Europas Wirtschaft, sind derzeit schwer abzuschätzen.

Crashaktien hinterfragen  

In diesem Spannungsfeld ist es umso wichtiger die richtigen Wertpapiere auszuwählen, denn was nützen vermeintlich günstige Kurse von Firmen, deren Geschäftsmodell unprofitabel ist? Ein gutes Beispiel: Die Essenslieferdienste Hello Fresh und Delivery Hero. Letzterer ist wegen des Corona-Hypes gar in den Dax aufgestiegen, notiert aber mittlerweile im MDax. Gewinne erwirtschaften? Das gelang selbst unter den besten Voraussetzungen während der Corona-Pandemie nicht, als die Gastronomie geschlossen war.

Aktuell drückt die eingetrübte Konsumlaune auf die Stimmung. So hat der Kochboxenversender Hello Fresh zuletzt deutlich an Kundschaft verloren. Zwar stieg die Zahl der aktiven Kunden im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 4 Prozent auf acht Millionen an. Das sind allerdings über 500.000 weniger als noch in den Monaten Januar bis März. Die Kurse der beiden Anbieter sind von ihren Höchstständen aus gesehen zwischenzeitlich um rund 70 Prozent abgeschmiert.

Auf der Aktienseite achten Anleger deshalb in letzter Zeit insbesondere auf die Qualität von Unternehmen. Ein alleiniger Erfolgsgarant ist das jedoch auch nicht. Heutzutage gibt es viele Unternehmen mit erstklassigen Produkten und funktionierenden Geschäftsmodellen – dennoch – viele von Ihnen haben kaum eine Chance im Markt zu bestehen, weil es bereits Platzhirsche mit unumstößlich starken Marktstellungen gibt. Im englischsprachigen Raum werden diese Moat-Unternehmen genannt. „Moat“ bedeutet auf Deutsch übersetzt Graben.

 

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Gemeint ist damit der wirtschaftliche Burggraben, der wie bei einer richtigen Burg aus dem Mittelalter die Firmen vor Angreifern schützen soll. Je tiefer und weiter der Graben ist, umso besser. Die Idee, explizit auf Burggraben-Aktien zu setzen, stammt von der US-Ratingagentur Morningstar und ist bereits 20 Jahre alt. Die Auswahlkriterien von Morningstar sind knallhart. Der geistige Urvater ist die Investorenlegende Warren Buffet, der den Begriff „Wide Moat“ maßgeblich geprägt hat. Mit seiner radikalen Aktienauswahl gelang es dem Großinvestor einer der reichsten Menschen der Welt zu werden. „Ich kaufe Markenware zum herabgesetzten Preis“, so die Maxime des Chefs der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway.

Starke Marken als Burggraben

Die Unternehmen, die für diese Investmentstrategie infrage kommen, sollten über immaterielle Vermögenswerte verfügen. Dazu gehört besonders gut geschultes Personal, ein hohes Markenimage und die Bereitschaft der Kunden, Premiumpreise zu akzeptieren. Paradebeispiele sind etwa der Technologieriese Apple oder das Luxusimperium LVMH. Apples Burggraben bedingt sich schon allein dadurch, dass das Unternehmen mit iOS ein eigenes Betriebssystem mit vollständiger Kontrolle aufgesetzt hat. Nur eigene Geräte werden mit der Firmware ausgestattet, Drittanbieter müssen sich die Erlaubnis von Apple einholen, um innerhalb von iOS überhaupt agieren zu können.

Außerdem wichtig: Wechselbarrieren, die Kunden davon abhalten, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Neben Technologiefirmen wie SAP oder Microsoft erschweren auch Unternehmen aus vielen traditionellen Branchen wie beispielsweise der Logistik- oder der Telekommunikation den Wechsel zur Konkurrenz.

Obendrein sollten die Moat-Konzerne erhebliche Kostenvorteile erzielen. Erreicht werden kann das mit optimierten Prozessen, Standortvorteilen gegenüber dem Wettbewerb oder schlichtweg Größenvorteilen, mit denen Einzelhandelsketten wie Walmart, Amazon oder Costco extrem günstige Einkaufskonditionen durchsetzen können. Ohne diese Burggräben wäre ein Geschäftsmodell leicht zu kopieren, der Konkurrenzdruck würde dementsprechend steigen.

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