Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank
Die Stunde der Standhaften
Holger Schmieding ist seit Oktober 2010 Chefvolkswirt der Berenberg Bank Foto: Berenberg Bank
China und die Europäische Union wehren sich gegen neue Zölle der US-Regierung. Frei nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir. Erste Reaktionen zeigen, dass sich Widerstand lohnt.
Stürzt Donald Trump Europa in eine neue Rezession? Nachdem er Anfang 2018 einige seiner gemäßigten Mitarbeiter gefeuert hat, hat er eine wesentlich härtere und damit gefährlichere Gangart in der Außen- und Handelspolitik eingeschlagen.
Sein Handelskrieg gegen China und der lange Streit mit der Europäischen Union, der trotz eines vorläufigen Stillhalteabkommens noch nicht endgültig ausgestanden ist, belasten unsere Konjunktur. Während deutsche Unternehmen in der monatlichen Ifo-Umfrage die aktuelle Lage weiterhin als außerordentlich gut bewerten, sind ihre Erwartungen an die Zukunft seit dem Beginn ernsthafter Handelsstreitigkeiten kräftig eingebrochen (siehe Grafik).
Die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Stürzt Donald Trump Europa in eine neue Rezession? Nachdem er Anfang 2018 einige seiner gemäßigten Mitarbeiter gefeuert hat, hat er eine wesentlich härtere und damit gefährlichere Gangart in der Außen- und Handelspolitik eingeschlagen.
Sein Handelskrieg gegen China und der lange Streit mit der Europäischen Union, der trotz eines vorläufigen Stillhalteabkommens noch nicht endgültig ausgestanden ist, belasten unsere Konjunktur. Während deutsche Unternehmen in der monatlichen Ifo-Umfrage die aktuelle Lage weiterhin als außerordentlich gut bewerten, sind ihre Erwartungen an die Zukunft seit dem Beginn ernsthafter Handelsstreitigkeiten kräftig eingebrochen (siehe Grafik).
Die direkten Kosten eines Handelskrieges
Handelshemmnisse erhöhen die Preise und bremsen das Wachstum. Zudem schränken sie den Wettbewerb und Innovationsdruck in einer Wirtschaft ein. Berücksichtigt man nur die direkten Schäden all der Maßnahmen, welche die USA, China und teils auch die EU bisher umgesetzt haben, ist eine Wachstumseinbuße in den USA von etwa 0,1 Prozentpunkten mit einem Anstieg des Preisniveaus in vergleichbarem Umfang möglich. Die direkten Schäden in Europa wären weit geringer, in Asien dagegen ähnlich hoch.
Weit schwerer wiegt jedoch die allgemeine Unsicherheit, die Trump vor allem durch seine aggressiven Tweets ausgelöst hat. Dass bereits die bloße Sorge vor neuen Handelsschranken erhebliche Schäden anrichten kann, zeigt das Beispiel des Brexit. Obwohl Großbritannien ja noch Teil des EU-Binnenmarktes ist, hat die Angst, es könne bald den freien Zugang zu seinem größten Absatzmarkt verlieren, das Land seit 2017 von einer Spitzenposition auf einen der hinteren Plätze in der Wachstumsliga der entwickelten Länder zurückfallen lassen.
Obwohl der Streit von den USA ausgeht, zeigen die allgemeinen Wirtschaftsdaten bisher dort – anders als in der Eurozone und in China - noch keine großen Schäden an. Denn in den USA überdeckt der Stimulus, den das Land sich derzeit leistet, nahezu alle anderen Einflüsse auf die Konjunktur. Im ersten Halbjahr konnte die Wirtschaft dort mit einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Rate von 3,1 Prozent expandieren. Die Eurozone schaffte nur etwa die Hälfte davon. Diese Diskrepanz ist gefährlich. Auch wenn das US-Wachstum teilweise auf Pump läuft und deshalb nicht nachhaltig ist, so ermuntern die starken Zahlen den Präsidenten doch, an seinem harten Kurs festzuhalten.
- Seite 1 − Die Kosten eines Handelskrieges
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