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Holzbauten für nachhaltige Städte Warum der Holzbau eine Renaissance erfährt

Von in MegatrendsLesedauer: 5 Minuten
Einbau von Holzdecken in einem Neubau in der Hamburger Hafencity
Einbau von Holzdecken in einem Neubau in der Hamburger Hafencity: Mit dem Baustoff Holz lassen sich die Netto-CO2-Emissionen reduzieren, insbesondere die grauen Emissionen, von denen sich der Bausektor dringend freimachen muss. | Foto: Imago Images / Joerg Boethling

Täglich wächst die städtische Bevölkerung weltweit um 200.000 Menschen. Bei diesem Tempo werden nach UN-Angaben bis 2050 mehr als zwei Drittel der Menschheit in Städten leben, heute sind es etwas mehr als die Hälfte. Das erfordert eine erhebliche Ausweitung der gebauten Umwelt – und könnte bedeuten, dass auch der CO2-Fußabdruck der Weltbevölkerung größer wird. Städte sind jetzt schon für rund drei Viertel der globalen CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs verantwortlich. Der Einsatz konventioneller Bauweisen und Planungsmethoden würde somit im schlimmsten Fall alle Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels zunichtemachen.

Das muss aber nicht sein. Architekten, Stadtplaner, Start-ups aus dem Bereich klimafreundliches Bauen, Materialwissenschaftler und Investoren zeigten auf dem jüngsten Treffen der gemeinnützigen Organisation The Klosters Forum (TKF) auf, wie eine Stadterweiterung nachhaltig gestaltet werden könnte. TKF bietet eine globale Plattform für Dialog und Kooperationen, um einige der dringlichsten Umweltherausforderungen unserer Zeit anzugehen und positive Veränderungen zu beschleunigen.

 

Nicht alle auf dem jährlichen TKF-Treffen diskutierten Lösungen waren High-Tech. Die effektivsten, so die Teilnehmer, wachsen buchstäblich auf Bäumen. Holz hat alle Eigenschaften, die einen nachhaltigen Baustoff ausmachen. Seit Jahrhunderten wird Holz aufgrund seiner Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit sowie seiner relativ einfachen Verarbeitung in Asien, Europa und Amerika für den Gebäudebau verwendet.

In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil dieses Baustoffs jedoch zurückgegangen, weil Beton und Stahl als langlebiger und verrottungsbeständiger wahrgenommen werden und leichter in Massen zu produzieren sind.

Aus gutem Holz geschnitzt

Bei einem Workshop zu dem Thema, wie sich Holzgebäude skalieren lassen, die nachhaltige Forstwirtschaft und lokale Wirtschaften regenerieren, betonten die TKF-Teilnehmer, wie wichtig es ist, diese jahrhundertealte Bauweise für den großflächigen Einsatz anzupassen, damit die globale Erwärmung und die Umweltzerstörung gestoppt werden können.

Holz ist ein attraktives, kostengünstiges Mittel, um die Netto-CO2-Emissionen zu reduzieren, insbesondere die grauen Emissionen, von denen sich der Bausektor dringend freimachen muss. Darüber hinaus fungiert Holz als Kohlenstoffsenke und kann die biologische Vielfalt wiederherstellen und die Bodenqualität verbessern.

Es gibt massenhaft Daten, die den Nutzen von Holz belegen. Studien zufolge bindet eine junge Weide, die in den ersten fünf Jahren ihres Wachstums 75 Kilogramm Trockenbiomasse aufbaut, 140 Kilogramm CO2, womit die Emissionen des Stromverbrauchs eines typischen Haushalts über einen Zeitraum von zehn Tagen kompensiert werden. Holz bindet Kohlenstoff auch nach dem Fällen. Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für Stahl oder Aluminium eingesetzt wird, senkt den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre um durchschnittlich 0,9 Tonnen. Und mit richtigem Forstmanagement wird sichergestellt, dass Holz nachhaltig beschafft wird, ohne die Waldressourcen auszubeuten.

Mit Mythen aufräumen

Die zentrale Herausforderung, darin waren sich die Teilnehmer des Forums einig, besteht darin, Strategien zu entwickeln, die Anreize für den Bau von Gebäuden mit Holz schaffen, nachhaltige Forstwirtschaft fördern und die lokale Wirtschaft beleben. Ein Mythos besagt, dass Holz nicht für hohe Gebäude geeignet ist. Das ist falsch, denn dank Innovation werden Holzwerkstoffe zunehmend für den Bau von Hochhäusern eingesetzt. Zu den neuartigen hochtechnischen Holzprodukten gehört Kreuzlagenholz (KLH), das aus Lagen kreuzweise verklebter Einschichtplatten besteht.

Mjøstårnet, das in Norwegen mit 85 Metern derzeit höchste in Holzbauweise errichtete Gebäude der Welt, wurde mit KLH gebaut. In der Schweiz ist derzeit ein 100 Meter hoher Wohnblock aus Holzhäusern in Planung, der 2026 fertiggestellt sein soll.

Der Markt für Kreuzlagenholz dürfte bis 2027 weltweit von aktuell 1,1 Milliarden US-Dollar auf rund 2,5 Milliarden US-Dollar anwachsen; das entspricht einem jährlichen Anstieg von rund 15 Prozent, kalkuliert das Marktforschungsunternehmen Markets and Markets.

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Holzbauten eine Brandgefahr darstellen. Holz ist jedoch von Natur aus feuerbeständig – wenn die äußeren Schichten eines Holzbalkens verkohlt sind, schützen sie den Kern über längere Zeiträume vor Beschädigungen. Darüber hinaus können mit neuen Technologien wie KLH noch stärkere und feuerbeständigere Materialien geschaffen werden, die Stahlkonstruktionen in puncto Brandschutz übertreffen können.

Built by Nature, eine Organisation aus Amsterdam, die bahnbrechende Projekte unterstützt, fördert den Holzbau in Städten finanziell mit mehreren Millionen Euro. „Es gibt viele Mythen um Holz, zum Beispiel, dass es brennbar ist oder der Abholzung Vorschub leistet. Es gibt sehr viele Studien, die das Gegenteil belegen. Wichtig ist, diese Informationen zu verbreiten und mit diesen Mythen aufzuräumen“, sagte CEO Amanda Sturgeon auf dem TKF. Die TKF-Teilnehmer diskutierten über das fehlende technische Know-how im öffentlichen Sektor und in den kommunalen Behörden.

Um diese Herausforderung zu bewältigen, schlugen sie vor, dass die Branche Nachhaltigkeitsbeauftragte schulen sollte, um dieser schwierigen Gruppe von Stakeholdern etwas entgegensetzen zu können. Sie sagten weiter, dass sich auch bei der Regulierung und Besteuerung etwas ändern müsse, um die Umweltleistung von Gebäuden zu würdigen und dadurch systemweite Veränderungen herbeizuführen.

Erfreulicherweise sprechen sich einige europäische Regierungen für eine stärkere Nutzung von Holz und anderen nachhaltigen Materialien aus, um die nationalen oder kommunalen Netto-Null-Ziele zu erreichen. Die Stadt Amsterdam schreibt vor, dass 20 Prozent aller Neubauprojekte ab 2025 mit Holz oder anderen biobasierten Materialien realisiert werden müssen. Die französische Regierung verlangt, dass alle öffentlichen Neubauten ab diesem Jahr zu mindestens 50 Prozent aus Holz oder anderen nachhaltigen Materialien bestehen.

In der Regel werden in Wohngebäuden in Europa rund 20 Prozent Holz verwendet, bei gewerblichen Gebäuden sind es nur 5 Prozent, heißt es in der Publikation Tomorrow's Timber. „Damit sich in dem Sektor etwas bewegt, muss es Richtlinien und Vorschriften geben“, unterstrich Sturgeon. 

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