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"Honorarberater sind keine Samariter"

Aktualisiert am Lesedauer: 3 Minuten
Kommentar von Tobias Vonderau, Investmentberater.
Im Rahmen der Leseraktion "Honorarberatung, die bessere Finanzberatung?"

Wenn eine Bank oder ein Berater die Honorarberatungstrommel rührt, dann klingt das zunächst schön, passiert aber nicht aus einer Samariterhaltung heraus. Es ist eine tolle Werbeidee und erregt großes Aufsehen.

Ernsthaft zur Kasse gebeten wird gerade der vermögende Kunde in der Regel nicht durch die Abrechnung einer oder mehrere Beratungsstunden, sondern vielmehr durch die spätere Depotvergütung.

Der Millionär zum Beispiel zahlt für seine Erstberatung wenige hundert Euro und zahlt dann bei einer volumenabhängigen Vergütung von zum Beispiel 1,2 Prozent im Laufe eines Jahres 12.000 Euro. Worum geht es hier also? Die Honorarberatung rückt bei genauerem Hinsehen absolut in den Hintergrund.
Nur eine verschwindende Anzahl Investmentfonds zahlt dem Vermittler eine verdeckte Bestandsvergütung von mehr als einem Prozent pro Jahr. Im Schnitt dürften es zirka 0,4 bis 0,8 Prozent sein. Der Millionär, der sich dem Berater anvertraut, der verdeckte Provisionen vereinnahmt, zahlt also de facto deutlich weniger. Wenn der Berater seine verdeckten Provisionen offenlegt, kann der Anleger vergleichen, welches Modell für ihn das passende ist.

Honorar- oder Finanzberatung ohne Bestandsvergütung oder eine gewinnabhängige Vergütung würde zum Kollaps sämtlicher Banken führen. Herr Ackermann wird sich das kaum bieten lassen. Gerade durch die Bestandsvergütung – verdeckt oder auch nicht – wird sich der Berater anstrengen, für den Anleger dauerhaft gute Ergebnisse zu erzielen, denn von Depots, die sich gut entwickeln, profitiert der Berater.

Das Problem liegt vielmehr grundsätzlich in Abschlussvergütungen, beziehungsweise in Vergütungen vor dem Kauf einer Geldanlage. Das können Ausgabeaufschläge bei Fonds, die Provisionen bei Versicherungsprodukten aber auch eine teure Honorarberatung vor dem Kauf einer Geldanlage sein.

Hier zahlt der Kunde vorab, ohne wirklich zu wissen, was ihm seine Anlage später einmal wirklich bringt. Ein Anleger, der nicht vorab tausende Euro an Provisionen oder Honoraren bezahlt hat, kann viel leichter den Berater oder das Produkt wechseln, wenn er erkennt, dass die empfohlene Geldanlage nicht das gewünschte Ergebnis bringt.

Die Diskussion sollte demnach nicht über eine flächendeckende Einführung von Honorarberatung geführt werden, sondern vielmehr über das Verbot von Abschlussvergütungen beziehungsweise Honoraren, die der Anleger zahlt, ohne zu wissen ob seine Anlage später erfolgreich ist oder nicht.

>> alle Lesermeinungen zum Thema Honorarberatung im Überblick

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