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Honorarberatung: Taugt das britische Modell als Vorbild?

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Standard Life zahlt in Großbritannien bereits seit 2004 keine Provisionen mehr. Für Deutschland soll das aber kein Modell sein, betont Vertriebschef Marco Ambrosius. Welche Relevanz haben die Schritte der britischen Regulierungsbehörde für Deutschland? „Würde man die RDR in Deutschland umsetzen, wären vor allem ansparende Lebensversicherungen und Investmentfonds betroffen“, schätzt Norbert Porazik, Vorstand des Maklerpools Fonds Finanz.

„Bei unseren Maklern nimmt das maximal 10 Prozent ihres Geschäfts ein. Für viele Versicherungssparten, wie die Absicherung der biometrischen Risiken wie Berufsunfähigkeit und Pflege, private Krankenversicherung und Sachversicherungen, gilt das Provisionsverbot nicht“, weiß Porazik, der sich auch in England umgehört hat. Die Folgen wären demnach überschaubar.

Zumal die RDR ab Stichtag 1. Januar 2013 gilt, bestehende Verträge werden weiterhin nach altem Muster geführt. „Das ist richtig, solange kein Eingriff in den Vertrag erfolgt“, so McFadyen. Wird etwa einmal umgeschichtet oder erfolgt eine Erhöhung der Versicherungssumme, kann keine Bestandsprovision mehr bezahlt werden, der Vertrag muss auf das Honorarmodell umgestellt werden.

Deutschland hat Nachholbedarf

Im Vereinigten Königreich hat die Honorarberatung insgesamt einen Marktanteil von mehr als 10 Prozent, mit Umsetzung der RDR dürfte er weiter steigen. In Deutschland hingegen dümpelt er seit Jahren um ein Prozent herum. Die Politik fordert seit Langem eine Aufwertung des Honoraransatzes in der Finanzberatung, hat aber fast fünf Jahre für einen Gesetzentwurf zur Honorarberatung gebraucht.

Ein Provisionsverbot findet sich dort nicht. Stattdessen wird erstmals ein Honorar-Anlageberater definiert und die üblichen Standards für Qualifikation, Haftpflicht und Register eingeführt. Zu wenig, zu schwammig, zu spät – die Kritik zieht sich durch Honorarberater-Verbände, die Opposition und sogar den Bundesrat.

Tenor: Das Gesetz ermögliche nach wie vor Mischmodelle aus Provision und Honorar, es beseitige die steuerliche Ungleichbehandlung von Provisionen und Honoraren nicht und lasse insbesondere den wichtigen Bereich der Versicherungen außen vor.

Berlin will Honorarberatung fördern

„So wird es nicht gelingen, den Marktanteil der Honorarberatung wesentlich auszubauen“, konstatiert Poolchef Porazik. Sein Fazit: Die Politik denke nicht weit genug – wenn man immer mehr Hürden für die Provisionsberater aufbaue, werde es weniger Berater geben und immer mehr auch beratungsintensive Produkte würden über das Internet vermittelt.

„Die Beratung wird nicht besser, wenn die Berater weniger Geld bekommen“, sagt Porazik – das sei wie in der Politik. Für Gordon Wilson und Carbon Financial, die Anleger ab 150.000 Pfund (175.000 Euro) Anlagevermögen beraten, bedeutete die Umstellung eine Neustrukturierung.

„Früher haben zehn Berater alles gemacht, heute haben wir Finanzplaner beim Kunden, Paraplaner, die den individuellen Anlagevorschlag ausarbeiten, und Kollegen, die sich um die WRAP-Plattformen kümmern.“ Anders sei Top-Beratung nicht mehr zu leisten. Es hat sich gelohnt: „Wir haben heute eine bessere Kontrolle über die Gewinnspanne und sind nicht mehr von den Produktanbietern abhängig.“


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