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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:41 UhrLesedauer: 6 Minuten
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Hoppe spricht Klartext Ist das Helikoptergeld bereits gelandet?

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Der Unterschied: Helikoptergeld bleibt im Umlauf

Es gibt mehrere Wege, wie eine Zentralbank ein Helikopterprogramm umsetzen könnte. Nein, das Geld würde nicht wortwörtlich aus einem Hubschrauber abgeworfen. Wahrscheinlicher ist es, dass Zentralbanken neu aufgelegte Staatsanleihen kaufen würden.

Die Erlöse dieser Anleihen (das neu gedruckte Geld) würde dann dazu genutzt, um beispielsweise Infrastrukturprojekte zu finanzieren oder eine einmalige Steuersenkung umzusetzen. Dies hat der ehemalige Gouverneur des US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Ben Bernanke, 2002 vorgeschlagen.

Auch bei den QE-Programmen werden Staatsanleihen gekauft. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Maßnahmen ist jedoch, dass bei einem Helikopterabwurf die Zentralbank verspricht, die Anleihen niemals zu verkaufen und das Geld, das für ihren Kauf geschaffen wurde, nicht wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Auf diese Weise „schenkt“ die Zentralbank gewissermaßen die Barmittel der Öffentlichkeit. Theoretisch sollte dies die Verbraucher dazu veranlassen, ihre Ausgaben zu erhöhen. Die Preise dürften steigen und letztendlich auch das nominale Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zunehmen.

Die Helikopter sind bereits abgehoben

Die Befürworter eines Helikopterexperiments sehen den Unterschied zu aktuellen QE-Programmen darin, dass direkte Geldtransfers an die Öffentlichkeit effizienter sind. Denn dadurch werde die Gesamtnachfrage direkt beeinflusst. QE-Programme setzen dagegen auf indirekte Effekte durch künstlich niedrige Zinsniveaus, die durch groß angelegte Aufkäufe von Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen geschaffen wurden.

Da die Öffentlichkeit und die Verbraucher wissen, dass das zusätzliche Geld nicht aus dem Verkehr gezogen wird, wären diese Marktteilnehmer eher geneigt, es auszugeben. Das nachhaltige Wirtschaftswachstum würde angekurbelt werden. Herkömmliche QE-Maßnahmen verfehlten bislang dieses Ziel. In gewisser Hinsicht bin ich jedoch der Ansicht, dass eine Spielart des Helikoptergeldes faktisch bereits existiert.

Betrachten wir die Freigebigkeit, mit der viele Zentralbanken nach der Finanzkrise in den Jahren 2008–2009 weltweit Staatsanleihen aufgekauft haben. Und ein Großteil der neu aufgelegten Staatsanleihen landete in den Bilanzen der Zentralbanken dieser Welt.

Die QE-Experimente, die nach 2008 anliefen, waren zwar als vorübergehende Lösung geplant. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass die Zentralbanken weltweit nicht die Absicht haben dürften, die zusätzliche Liquidität, die sie geschaffen haben, wieder abzubauen, also die Anleihen zurück an den Finanzmarkt zu verkaufen. In diesem Sinne ist das Helikoptergeld in so mancher Hinsicht bereits Realität. Aber wo sind die Ausgaben?

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