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Indexnahe Fondsmanager schlagen aktive Manager bei Europa-Aktien
Es klingt verlockend: Ein Fondsmanager, der die Freiheit besitzt, eigene Wege zu gehen, unabhängig von der Zusammensetzung eines Vergleichsindex. Einer, der nicht sklavisch den Vorgaben des MSCI Europe oder anderer Indizes folgt. Solche „aktiven“ Manager versprechen ihren Anlegern überdurchschnittliche Renditen – und lassen sich diese Freiheit gut bezahlen. Doch halten sie, was sie versprechen?
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Es klingt verlockend: Ein Fondsmanager, der die Freiheit besitzt, eigene Wege zu gehen, unabhängig von der Zusammensetzung eines Vergleichsindex. Einer, der nicht sklavisch den Vorgaben des MSCI Europe oder anderer Indizes folgt. Solche „aktiven“ Manager versprechen ihren Anlegern überdurchschnittliche Renditen – und lassen sich diese Freiheit gut bezahlen. Doch halten sie, was sie versprechen?
Eine neue Untersuchung von HQ Trust wirft Zweifel an diesem Versprechen auf. Der Fondsselektor Jan Tachtler hat mehr als 190 breit gestreute europäische Aktienfonds ohne speziellen Anlagestil analysiert, die seit mindestens drei Jahren am Markt sind. Diese „Blend“-Fonds teilt er nach ihrem Tracking Error in sieben Gruppen ein. Der Tracking Error misst die Abweichung der Wertentwicklung eines Fonds von seinem Vergleichsindex – je höher, desto größer die Freiheit des Managers bei der Aktienauswahl.
Das Ergebnis ist ernüchternd: „Aus Anlegersicht zahlen sich die zusätzlichen Freiheiten nicht aus: Höhere Abweichungen vom Index sorgen im Mittel nicht für eine bessere relative Performance“, fasst Tachtler zusammen.

Indextreue zahlt sich aus
Während es den indexnah gemanagten Fonds vor Kosten noch gelingt, ihre Benchmark im Schnitt zu schlagen, ist das bei den Fonds mit höherem Tracking Error nicht der Fall. In der Tendenz gilt sogar, dass je höher der Tracking Error ist, desto höher im Schnitt auch die Underperformance im Vergleich zur Benchmark ausfällt.
Bei den Fonds mit dem höchsten Tracking Error – also jenen, die sich am stärksten von ihrer Benchmark entfernen – liegt die Rendite vor Kosten im Schnitt 1,91 Prozent hinter dem Index. Nach Abzug der meist höheren Gebühren für solche aktiv gemanagten Produkte dürfte die Unterperformance noch deutlicher ausfallen.
Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum von Mai 2022 bis April 2025, in dem es sowohl längere Aufwärts- als auch Abwärtsphasen gab – ein ausgewogener Zeitraum, der verschiedene Marktphasen abdeckt.
Hohe Bandbreite der Ergebnisse
Allerdings weist Tachtler auch darauf hin, dass mit dem Tracking Error auch die Bandbreite der Ergebnisse steigt. „Es gibt also auch viele gut gemanagte Fonds in diesen Bereichen“, betont er. Die Herausforderung für Anleger besteht darin, diese zu identifizieren.
Der Blick auf die Grafik zeigt: Während die Spanne zwischen bestem und schlechtestem Fonds bei einem Tracking Error unter 1 Prozent noch recht gering ist, wächst sie mit zunehmender Abweichung vom Index stark an. Bei einem Tracking Error über 6 Prozent liegt die Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten Fonds bereits bei rund 17 Prozentpunkten.
Dieses Phänomen ist nicht auf europäische Aktienfonds beschränkt. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in anderen Marktsegmenten gemacht. Der ehemalige Vanguard-Chef Jack Bogle bezeichnete aktives Management und den Aktienmarkt einst als ein „Spiel für Verlierer“ – zumindest im Durchschnitt scheint ihm die aktuelle Untersuchung recht zu geben.
Was sollten Anleger nun aus diesen Erkenntnissen mitnehmen? „Bei der Auswahl eines Fonds ist der Tracking Error immer einen Blick wert. Er zeigt an, wie stark die Abweichungen eines aktiven Fondsmanagers sind“, rät Tachtler.
Grundsätzlich sei ein hoher Tracking Error weder gut noch schlecht. „Je höher er ist, desto genauer sollten sich Käufer das Produkt allerdings anschauen.“ Wichtig sei zudem, auf die Kosten zu achten. „Je höher sie sind, desto besser muss das Fondsmanagement sein, um sie aufzuholen.“



