HQ-Trust-Chef Reinhard Panse
Ein Risiko für die Kapitalmärkte
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:15 Uhr
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist weltweit für seine populistische Politik bekannt.
Ob Trump in den USA, Erdogan in der Türkei oder Putin in Russland: Populistische Politiker stehen in vielen Ländern an vorderster Front. Reinhard Panse von HQ Trust erklärt, wie sie mit ihren Parolen die Kapitalmärkte beeinflussen können.
In den 70er Jahren war die Staatsschuld dann so niedrig geworden, dass der Staat den Zins nicht mehr manipulieren musste und die durch den Vietnamkrieg und die beiden Ölkrisen von 1973/74 und 1979 gestiegene Inflation durch kräftige Zinssteigerungen insbesondere ab 1980 massiv bekämpft werden konnte. Dies war der Startschuss für die stärkste Boomphase der Aktien,- Immobilien- und Rentenmärkte aller Zeiten.
Die anfangs beschriebene Politik in Verbindung mit den in den 80er Jahren hohen Zinsen ließ dann die privaten und die staatlichen Schulden überall wieder ansteigen, um heute in den meisten großen Ländern Rekordwerte zu erreichen, die in früheren Jahrhunderten in Friedenszeiten undenkbar...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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In den 70er Jahren war die Staatsschuld dann so niedrig geworden, dass der Staat den Zins nicht mehr manipulieren musste und die durch den Vietnamkrieg und die beiden Ölkrisen von 1973/74 und 1979 gestiegene Inflation durch kräftige Zinssteigerungen insbesondere ab 1980 massiv bekämpft werden konnte. Dies war der Startschuss für die stärkste Boomphase der Aktien,- Immobilien- und Rentenmärkte aller Zeiten.
Die anfangs beschriebene Politik in Verbindung mit den in den 80er Jahren hohen Zinsen ließ dann die privaten und die staatlichen Schulden überall wieder ansteigen, um heute in den meisten großen Ländern Rekordwerte zu erreichen, die in früheren Jahrhunderten in Friedenszeiten undenkbar waren.
Steigende Sozialausgaben verhindern Entschuldung
In völligem Gegensatz zu 1945 sind die Voraussetzungen für eine Entschuldung jedoch ausgesprochen schlecht, da ein Großteil der Staatsausgaben heute für demografisch bedingt immer weiter steigende Sozialausgaben verwendet werden muss, die man in einer Demokratie nicht einfach drastisch einschränken kann.
Auch die vielfach rekordhohen Privatschulden und die ausgesprochen schwache Produktivitätsentwicklung in den Industrieländen stehen einer Entschuldung massiv entgegen. Stattdessen führen die strukturellen Schwächen dazu, dass schon bei einer Wachstumsschwäche - im Jahr 2019 herrscht keine Rezession - die Wirtschaft durch weitere Staatsschulden und erneute Lockerung der Geldpolitik angekurbelt werden muss.
Die interessante Korrelation aus der obigen Abbildung – hohe Schulden beziehungsweise schwache Bonität wie 1945 und ab 2008 gehen einher mit extrem tiefen Zinsen, bei guter Bonität darf der Zins dagegen sehr hoch sein – entspricht nicht dem, was ich als Banklehrling im Jahr 1980 in der Kreditabteilung der Deutschen Bank Celle als erstes gelernt hatte, nämlich dass schlechte Schuldner hohe Zinsen zahlen müssen.
Da die populistische Verteilung von Geld an die eigene Wählerklientel (Sozialprogramme gegen die Abstiegsängste, Aufrüstung gegen die zunehmende außenpolitische Unsicherheit) nicht nur bei Trump oder Erdogan die Wirtschaft kurzfristig anheizt – daraus ist anders als bei investiven Ausgaben keine Steigerung der Produktivität und damit der Steuereinnahmen zur Schuldentilgung zu erwarten-, setzen inzwischen nahezu alle Politiker auf neue Schulden und extrem tiefe Zinsen.
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