HQ-Trust-Experte über Aktien Kurs-Gewinn-Verhältnis fehlt jetzt Aussagekraft
Noch nie gaben Börsenkurse in kurzer Zeit so stark nach wie in der Corona-Krise. Eine Frage, die sich nun viele langfristige Anleger stellen: Ist der Aktienmarkt im historischen Vergleich wieder günstig bewertet? Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements von HQ Trust, dem Multi Family Office der Familie Harald Quandt, schaut sich bei seiner Analyse nicht nur die Kursentwicklung, sondern auch langfristige Gewinne an.
Denn: Zur Bewertung von Aktien zögen Investoren häufig eher kurzfristige Kennzahlen wie das KGV zu Rate, bei dem der Kurs mit dem Gewinn je Aktie verglichen wird. Deren Problematik zeigt sich in der aktuellen Krise, da bei dieser Zahl bislang nur die Kurse angepasst worden sind.
Um einschätzen zu können, ob Aktien günstig sind, sollten langfristige Anleger daher auch eine langfristige Entwicklung der Gewinne heranziehen. Müller verwendet dazu Regressionslinien, da die Historie zeige, dass die Gewinne um eine steigende Regressionslinie schwanken. Diese Linie sei gerade in unruhigen Zeiten ein guter Kompass für die längerfristige Entwicklung, da Gewinne nach dem Ende der Corona-Krise wieder steigen dürften.
Nach dem Kursrutsch liege das KGV des MSCI ACWI bei 14,0, was gegenüber dem historischen Mittel von 19,9 günstig erscheine. Auf dieser Basis handle der Markt mit einem Abschlag von 35,3 Prozent. Allerdings dürften die Gewinne noch kräftig nachgeben. Aktuell liegen sie um 7,6 Prozent über der Regressionslinie, so Müller.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Selbst wenn Gewinne noch stärker einbrechen, solange die Differenz positiv ist, sind Aktien auf langfristige Sicht günstig – unter der Voraussetzung, dass sich Gewinne der Regression und das KGV seinem historischen Mittel annähern“, sagt Müller.