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Hüfner: „Dann würden deutsche Anleger Aktien im Wert von 470 Milliarden Euro kaufen“

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Deutschland befindet sich – wie viele andere Länder auch – in einem Anlagenotstand. Die Zinsen für Bankeinlagen und festverzinsliche Wertpapiere sind heute so niedrig wie noch nie. Dabei sind die Risiken deutlich gestiegen. Selbst Staatsanleihen sind keine risikolosen Papiere mehr.

Auch andere Asset-Klassen haben an Attraktivität eingebüßt. Bei Lebensversicherungen ist der Garantiezins auf 1,75 Prozent gesenkt worden. Bei Immobilien sind die Preise in weiten Teilen Deutschlands (auch in der Schweiz, zum Teil auch in Österreich) so stark gestiegen, dass keine ausreichende Rendite mehr erzielt werden kann.

Rohstoffe leiden unter der schwachen Weltkonjunktur; die Preise von Öl und Gas werden durch die neuen Fördermöglichkeiten in den USA belastet. Auch beim Goldpreis hat sich in diesem Jahr gezeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Attraktive Aktienrenditen


Umgekehrt ist die Rendite von Aktienanlagen nicht so schlecht. In den vergangenen drei Jahren betrug sie, gemessen an den Kurssteigerungen, im Schnitt 8 Prozent (in den vergangenen fünf Jahren allerdings nur 1,4 Prozent).

Eine Reihe von Aktienunternehmen bieten Dividendenrenditen von 5 Prozent bis 6 Prozent, zum Teil noch mehr. Natürlich ist die Volatilität hoch. Aber Anleger können das Risiko durch Beschränkung auf Unternehmen mit guter Finanzstruktur und einem Geschäftsmodell in wachsenden Märkten reduzieren. Aktien bieten zudem als Sachwerte einen Schutz gegen Inflation.

Insgesamt gibt es keinen Grund, Aktien so unterzugewichten. Das sehen auch viele Anleger so. Sie warten daher auf einen guten Zeitpunkt, um in den Markt einzusteigen. Hier liegt also noch ein erhebliches Potenzial
für die Aktienmärkte.

Wenn die privaten Haushalte ihre Aktienquote am Geldvermögen wieder auf das bisherige Höchstniveau von vor zwölf Jahren steigern würden, müssten sie zusätzlich Aktien im Wert von 470 Milliarden Euro kaufen. Das ist gigantisch.

Nun ist eine Rückkehr zu den bisherigen Höchstständen vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen. Das war damals die Blase der „New Economy“. Wenn man etwas vorsichtiger rechnet und sich nur am Durchschnittsniveau der vergangenen 20 Jahre orientiert, dann kommt man auf geringere Zahlen. Aber auch dann müssten private Haushalte noch zusätzlich 150 Milliarden Euro Aktien kaufen.

Das sind natürlich alles nur hypothetische Rechnungen. Es gibt keine Garantie, dass die Gelder wieder in den Aktienmarkt zurückkehren und wenn, dann wird es eine ganze Zeit dauern. Es ist aber ein Potenzial, das unabhängig von Fundamentalfaktoren wie Konjunktur, Liquidität oder Zins für den Markt zur Verfügung steht.

Langfristiger Vergleich

Für den Anleger ist das eine gute Nachricht. In den vergangenen 40 Jahren waren Renten die besseren Aktien. Sie brachten in etwa die gleiche Rendite (Kupons plus Kurssteigerungen aufgrund sinkenden Zinsniveaus), aber mit viel weniger Schwankungen.

Es könnte sein, dass sich das Verhältnis in den kommenden Jahren umdreht. Renten verlieren an Attraktivität, nicht nur wegen der niedrigen Kupons, sondern auch weil das Zinsniveau nicht mehr so stark fallen kann. Bei Null ist Schluss.

Bei Aktien gibt es so eine Grenze nicht. Sie sind in Zukunft vielleicht die besseren Renten. Dies vor allem für die Anleger, die bei der Auswahl der Titel vorsichtig sind und sich auf „langweilige“ Unternehmen mit hohen Dividenden und gesunder Finanzierungsstruktur konzentrieren.

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