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Aktualisiert am 05.10.2016 - 09:55 Uhrin AktienLesedauer: 8 Minuten

Hüfners Wochenkommentar 10 Nachteile von Niedrigzinsen

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon Management
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon Management

Dass die Zinsen in den meisten Industrieländern zu niedrig sind, weiß jeder. Sie müssten heute in Europa eher bei 2,5 Prozent bis 3 Prozent liegen als bei den 0,5 Prozent, bei denen sie tatsächlich sind. Ist das schlimm? Anleger finden es natürlich ärgerlich, dass sie keine ordentliche Rendite bekommen. Schuldner freuen sich dagegen, weil Kredite billig sind. Im Übrigen aber, so scheint es, funktioniert die Volkswirtschaft ganz ordentlich. Die meisten haben sich mit der neuen Situation abgefunden. Sie rechnen auf absehbare Zeit nicht mit höheren Zinsen.

Der Schein trügt jedoch. So unproblematisch ist die Sache nicht. Zinsen sind in einer Volkswirtschaft Preise. Wenn Preise falsch gesetzt werden, führt das zu Ungleichgewichten. Wenn das nur in einem begrenzten Sektor der Fall ist, sind die Wirkungen zu verschmerzen. Zinsen sind aber ganz wichtige Preise. Sie betreffen die ganze Breite wirtschaftlichen Handelns.

Von jetzt an Null?
Rendite 10-jähriger öffentlicher Anleihen in Prozent, Deutschland

Quelle: Bundesbank

Die Höhe der Zinsen zeigt an, was die Zukunft im Verhältnis zur Gegenwart wert ist. Wenn die Zinsen zu niedrig sind, dann heißt das, dass die Zukunft relativ gesehen zu teuer ist. Was teuer ist, wird weniger nachgefragt. Zu niedrige Zinsen leisten dem Kurzfristdenken Vorschub. Die Menschen schauen mehr auf das „Hier und Heute". Sie verdrängen die langfristigen Folgen. Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke. Das ist gefährlich.