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Hüfners Wochenkommentar 4 überraschende Erkenntnisse zur Demografie

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Erstens

Es ist gar nicht so sicher, dass Inflation und Zinsen mit zunehmender Alterung der Gesellschaft sinken. Es ist zwar richtig, dass ältere Menschen nicht mehr so viel konsumieren. Aber in Relation zu ihrem Einkommen (das immer kleiner wird) ist ihr Verbrauch wesentlich höher als der der Erwerbstätigen. Siehe dazu die Grafik zum Lebenszyklus von Einkommen und Verbrauch auf Seite 1, die aus einer Studie des britischen Ökonomen Charles Goodhart stammt. Je größer die Generation der über 60-jährigen in der Gesellschaft, umso größer daher die Konsumquote der Volkswirtschaft.

Die Schlussfolgerung von Goodhart: Durch die demografische Entwicklung geht zwar das Wirtschaftswachstum zurück, weil weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Die Nachfrage aber steigt und damit Inflation und Zinsen. Die Zinsen würden, so Goodhart, bis 2025 wieder auf das historische Gleichgewichtsniveau von 4,5 Prozent bis 5 Prozent zurückkommen (das ist freilich noch weit weg). Das ist das genaue Gegenteil dessen, was wir bisher angenommen haben.

Zweitens

Bisher sind wir immer davon ausgegangen, dass die Demografie immer nur den Trend von Wachstum, Inflation und Zinsen beeinflusst. Eine Studie der Schweizer Bank UBS zeigt nun, dass das zu einseitig ist. Die Demografie spielt auch bei Finanzkrisen eine Rolle. Der große Crash in Japan 1990 beispielsweise passierte genau dann, als die Zahl der Arbeitskräfte relativ zur Gesamtbevölkerung zu schrumpfen begann.

Das gleiche gilt für die Finanzkrise 2008/2009 in den USA und für die Eurokrise 2010 in Europa. Allerdings sagt das zeitliche Zusammenfallen nichts aus über die ursächlichen Zusammenhänge zwischen Demografie und Crashs. Trotzdem: Wer Angst vor Krisen hat (und wer hat die nicht?), sollte sich auch die demografischen Entwicklungen anschauen.

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