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Hüfners Wochenkommentar 4 überraschende Erkenntnisse zur Demografie

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Drittens

Es gibt eine Variable, die wir bei demografischen Betrachtungen immer nur unter gesellschafts- und arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten betrachtet haben. Sie spielt aber auch für die Finanzmärkte eine Rolle. Das ist das Rentenzugangsalter. Wenn es steigt, dauert die Erwerbsphase der Menschen länger. Es kann mehr produziert werden (was dem Wachstum zugutekommt). Gleichzeitig steigt die Konsumquote nicht so schnell wie im Modell Goodharts angenommen (was die Inflation dämpft). Die Zinsen werden daher nicht so stark in die Höhe gehen. Das ist der Ansatz von Joachim Fels, dem Chefvolkswirt der amerikanischen Fondsgesellschaft PIMCO. Er betitelt seine Studie „70 sind die neuen 65“. Zuletzt sagte er, der Titel hätte eigentlich lauten müssen „75 sind die neuen 65“.

Nun kann man sagen, dass dieser Effekt doch relativ gering ist. In Deutschland wird die Altersgrenze derzeit von 65 auf gerade einmal 67 Jahre erhöht. Fels widerspricht. Man darf nicht nur auf die gesetzlichen Regelungen schauen. Es wird in Zukunft immer mehr Rentner geben, die wegen zu geringer Altersversorgung gezwungen sind, noch etwas dazuzuverdienen.

Hinzu kommt, dass es gerade die wohlhabenderen Leute mit einer höheren Sparquote sind, die länger arbeiten. „Es sind die Warren Buffets dieser Welt, um ein Beispiel zu geben. Aber es gibt viel mehr Leute als ihn.“ Insofern geht die Ersparnis mit der Alterung nicht zurück, sondern steigt eher. Die Zinsen können länger niedrig bleiben. Das widerspricht der erwähnten These von Goodhart. Hier ist zu berücksichtigen, dass das Rentenzugangsalter in den USA wegen der geringeren sozialen Absicherung schneller steigt als in Europa.

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Viertens

Wir haben immer geglaubt, dass die Demografie vor allem ein Problem Japans, Europas und vielleicht Chinas ist. Die amerikanische Federal Reserve hat gezeigt, dass auch die USA, mehr als bisher gedacht, betroffen sind. Die Alterung hat das reale Wachstum pro Jahr und die Realzinsen dort in den letzten 30 Jahren im Schnitt um jeweils 1,5 Prozentpunkte verringert. Praktisch die gesamte Wachstumsverlangsamung und der Rückgang der Zinsen der letzten Zeit ist damit auf die Demografie zurückzuführen. Die Folgen der großen Finanzkrise 2008/2009, über die wir so viel reden, kann man vergessen. Dass das ausgerechnet die Fed sagt, die sich so um die Bekämpfung der Krise bemüht hat, ist bemerkenswert.

Für den Anleger

Die große Frage derzeit ist, ob die Zinsen nach Abklingen der Krise dauerhaft wieder nach oben gehen und ihr altes Gleichgewichtsniveau erreichen. Auch die hier zitierten Studien geben hierauf keine eindeutige Antwort. Sie zeigen jedoch, dass man sich nicht zu sehr darauf verlassen sollte, dass die Zinsen niedrig bleiben. Aus kurzfrist-zyklischer Sicht müssen wir uns ohnehin auf höhere Renditen einstellen.

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