Hüfners Wochenkommentar Aktienmärkte: „Aus Sicht des Volkswirtes herrscht hier reines Chaos“
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management: „Wenn die Unterschiede zwischen Fundamentaldaten und Marktentwicklungen so groß werden, wie sie sich derzeit darstellen, muss man aufpassen
Wenn man sich die Finanzmärkte mit der Brille des Volkswirtes anschaut, so scheint das Anlageuniversum klar zu sein. Die Welt ist zweigeteilt. Die Industrieländer stehen recht ordentlich da. Sie wachsen weiter, wenn auch nicht mehr so stark wie im vorigen Jahr. Die monetären Bedingungen sind gut. Da müsste man getrost investieren können. Auf der anderen Seite sollten sich Anleger in Schwellen- und Entwicklungsländern eher zurückhalten. Das Wachstum in dieser Region schwächt sich ab. Es gibt zum Teil erhebliche politische Probleme. Die Zentralbanken müssen die Zinsen hochhalten, um die Inflation zu bekämpfen und den Wechselkurs zu stabilisieren. Das ist kein gutes Umfeld für die Börsen.
So die Sicht des Volkswirtes. Schaut man sich aber die tatsächliche Entwicklung der Börsen an, so stellt sich die Lage ganz anders dar. In der Grafik habe ich die Entwicklung der Aktienkurse seit Jahresbeginn aufgezeigt. Daraus geht hervor, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer die Industriestaaten in Sachen Aktien-Performance weit abhängen. Die Aktienkurse stiegen hier in den letzten drei Monaten zum Teil stark an. In den Industriestaaten überwogen in dieser Zeit dagegen die Minuszeichen. Das passt nicht zusammen.
Eine Welt der Widersprüche
Auch wenn man sich die Struktur innerhalb der einzelnen Ländergruppen anschaut, zeigen sich viele Ungereimtheiten. Nehmen Sie Brasilien. Das Land steckt in einer tiefen Rezession. Es gibt soziale Unruhen. Die Staatspräsidentin droht abgesetzt zu werden. Und der Aktienindex Bovespa? Er hat seit Jahresbeginn um 18 Prozent zugelegt. Oder Russland. Es leidet unter den niedrigen Ölpreisen und den Sanktionen des Westens. Die reale Wirtschaftsleistung geht stark zurück. Gleichwohl hat der Aktienindex RTS um 8 Prozent zugelegt. Ähnlich in Venezuela mit einem Plus von 2 Prozent.
Verglichen mit diesen Ländern geht es China fundamental gesehen nach wie vor „gold". Das Wachstum schwächt sich hier zwar ab, es liegt aber immer noch bei über 6 Prozent. Trotzdem steigen die Aktienkurse nicht an, sondern sind seit Jahresbeginn um 15 Prozent gefallen. Auch in Indien gingen die Kurse zurück, obwohl das Land in punkto Wachstum, Reformen und politischer Stabilität wesentlich besser dasteht als viele Staaten der Dritten Welt.
Das einzige Schwellenland, in dem die Aktienmärkte das fundamentale Bild einigermaßen korrekt widerspiegeln, ist Argentinien. Hier hat zu Jahresbeginn ein neuer Staatspräsident sein Amt angetreten. Er will das Land reformieren und nach den Turbulenzen der letzten Jahre wieder in die globale Wirtschaft eingliedern. Die Börse hat das mit einem Plus von 11 Prozent seit Anfang Januar honoriert.
So die Sicht des Volkswirtes. Schaut man sich aber die tatsächliche Entwicklung der Börsen an, so stellt sich die Lage ganz anders dar. In der Grafik habe ich die Entwicklung der Aktienkurse seit Jahresbeginn aufgezeigt. Daraus geht hervor, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer die Industriestaaten in Sachen Aktien-Performance weit abhängen. Die Aktienkurse stiegen hier in den letzten drei Monaten zum Teil stark an. In den Industriestaaten überwogen in dieser Zeit dagegen die Minuszeichen. Das passt nicht zusammen.
Eine Welt der Widersprüche
Auch wenn man sich die Struktur innerhalb der einzelnen Ländergruppen anschaut, zeigen sich viele Ungereimtheiten. Nehmen Sie Brasilien. Das Land steckt in einer tiefen Rezession. Es gibt soziale Unruhen. Die Staatspräsidentin droht abgesetzt zu werden. Und der Aktienindex Bovespa? Er hat seit Jahresbeginn um 18 Prozent zugelegt. Oder Russland. Es leidet unter den niedrigen Ölpreisen und den Sanktionen des Westens. Die reale Wirtschaftsleistung geht stark zurück. Gleichwohl hat der Aktienindex RTS um 8 Prozent zugelegt. Ähnlich in Venezuela mit einem Plus von 2 Prozent.
Verglichen mit diesen Ländern geht es China fundamental gesehen nach wie vor „gold". Das Wachstum schwächt sich hier zwar ab, es liegt aber immer noch bei über 6 Prozent. Trotzdem steigen die Aktienkurse nicht an, sondern sind seit Jahresbeginn um 15 Prozent gefallen. Auch in Indien gingen die Kurse zurück, obwohl das Land in punkto Wachstum, Reformen und politischer Stabilität wesentlich besser dasteht als viele Staaten der Dritten Welt.
Das einzige Schwellenland, in dem die Aktienmärkte das fundamentale Bild einigermaßen korrekt widerspiegeln, ist Argentinien. Hier hat zu Jahresbeginn ein neuer Staatspräsident sein Amt angetreten. Er will das Land reformieren und nach den Turbulenzen der letzten Jahre wieder in die globale Wirtschaft eingliedern. Die Börse hat das mit einem Plus von 11 Prozent seit Anfang Januar honoriert.
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