Hüfners Wochenkommentar Der Kern negativer Zinsen
Martin Hüfner ist Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management
Negative Zinsen rufen – wenn sie zur Dauererscheinung werden – in der Volkswirtschaft erhebliche Verzerrungen hervor. Sie sind am Ende keineswegs weniger schädlich als die viel geschmähten Wertpapierkäufe der Zentralbank.
Schon wieder ist ein Tabu gebrochen. In allen volkswirtschaftlichen Lehrbüchern steht, dass Nominalzinsen nur bis auf Null, aber nicht darunter sinken können. Sonst würden die Menschen Geld nicht mehr zur Bank bringen, sondern es sich unter das Kopfkissen legen.
In der Geschichte gab es immer nur kurze und sehr spezifische Zeiten, in denen dieser Grundsatz durchbrochen wurde. So etwa als die Schweiz von Auslandsgeldern überflutet wurde und sie daher auf Einlagen von Ausländern eine "Kommission" verlangte.
Jetzt ist das plötzlich anders. Seit mehr als vier Monaten verlangt die Europäische Zentralbank negative Zinsen auf ihre Einlagenfazilität, inzwischen schon 0,2 Prozent. Die Banken überlegen, wie sie die zusätzlichen Kosten auf ihre Kunden überwälzen können.
Im Privatkundengeschäft ist das bisher noch nicht gelungen. Im Firmenkundengeschäft soll es jedoch vorgekommen sein. Seit zwei Monaten sind auch die Geldmarktzinsen und die Renditen für öffentliche Anleihen bis zu mittleren Laufzeiten unter die Nulllinie gefallen (siehe Grafik).
Der offizielle Leitzins der EZB ist freilich immer noch leicht positiv (0,1 Prozent). Das ist nun nicht nur, wie man denken könnte, eine normale Entwicklung, mit der die Zentralbank die Konjunktur ankurbelt und eine Deflation verhindert.
Unter der Nulllinie
Umlaufrendite öffentlicher Anleihen in Deutschland mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren in Prozent
Quelle: Bundesbank
Es ist auch nicht nur eine verschärfte Version der negativen Realzinsen (Nominalzins abzüglich Preissteigerung), die es in der Vergangenheit schon häufiger gab. Negative Realzinsen sind eine kalte Enteignung der Sparer. In Zeiten höherer Preissteigerung hatte man sich aber damit abgefunden.
Mit negativen Nominalzinsen wird jetzt ein Rubikon überschritten. Es macht daher Sinn, sich die Folgen etwas näher anzuschauen. Wenn man für Bankeinlagen etwas zahlen muss, wird es zunächst eine Renaissance des Bargeldes geben.
Es ist billiger, seine Ersparnisse unter dem Kopfkissen aufzubewahren. Nur institutionelle Anleger mit größeren Geldbeträgen brauchen weiter Banken. Damit gehen viele Vorteile des modernen Geldverkehrs wie Überweisungen oder Kartenzahlungen verloren.
Zinsen unter Null verstärken den Anreiz, Geld in risikoreichere Anlagen wie Aktien oder Gold zu investieren. Es steigt die Gefahr von Blasenbildungen an den Kapitalmärkten.
Noch schlimmer: Das Funktionieren der Marktwirtschaft wird in Frage gestellt. Das System beruht bekanntlich darauf, dass die privaten Haushalte ihre Ersparnisse den Unternehmen zur Finanzierung von Investitionen zur Verfügung stellen.
Schon wieder ist ein Tabu gebrochen. In allen volkswirtschaftlichen Lehrbüchern steht, dass Nominalzinsen nur bis auf Null, aber nicht darunter sinken können. Sonst würden die Menschen Geld nicht mehr zur Bank bringen, sondern es sich unter das Kopfkissen legen.
In der Geschichte gab es immer nur kurze und sehr spezifische Zeiten, in denen dieser Grundsatz durchbrochen wurde. So etwa als die Schweiz von Auslandsgeldern überflutet wurde und sie daher auf Einlagen von Ausländern eine "Kommission" verlangte.
Jetzt ist das plötzlich anders. Seit mehr als vier Monaten verlangt die Europäische Zentralbank negative Zinsen auf ihre Einlagenfazilität, inzwischen schon 0,2 Prozent. Die Banken überlegen, wie sie die zusätzlichen Kosten auf ihre Kunden überwälzen können.
Im Privatkundengeschäft ist das bisher noch nicht gelungen. Im Firmenkundengeschäft soll es jedoch vorgekommen sein. Seit zwei Monaten sind auch die Geldmarktzinsen und die Renditen für öffentliche Anleihen bis zu mittleren Laufzeiten unter die Nulllinie gefallen (siehe Grafik).
Der offizielle Leitzins der EZB ist freilich immer noch leicht positiv (0,1 Prozent). Das ist nun nicht nur, wie man denken könnte, eine normale Entwicklung, mit der die Zentralbank die Konjunktur ankurbelt und eine Deflation verhindert.
Unter der Nulllinie
Umlaufrendite öffentlicher Anleihen in Deutschland mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren in Prozent
Quelle: Bundesbank
Es ist auch nicht nur eine verschärfte Version der negativen Realzinsen (Nominalzins abzüglich Preissteigerung), die es in der Vergangenheit schon häufiger gab. Negative Realzinsen sind eine kalte Enteignung der Sparer. In Zeiten höherer Preissteigerung hatte man sich aber damit abgefunden.
Mit negativen Nominalzinsen wird jetzt ein Rubikon überschritten. Es macht daher Sinn, sich die Folgen etwas näher anzuschauen. Wenn man für Bankeinlagen etwas zahlen muss, wird es zunächst eine Renaissance des Bargeldes geben.
Es ist billiger, seine Ersparnisse unter dem Kopfkissen aufzubewahren. Nur institutionelle Anleger mit größeren Geldbeträgen brauchen weiter Banken. Damit gehen viele Vorteile des modernen Geldverkehrs wie Überweisungen oder Kartenzahlungen verloren.
Zinsen unter Null verstärken den Anreiz, Geld in risikoreichere Anlagen wie Aktien oder Gold zu investieren. Es steigt die Gefahr von Blasenbildungen an den Kapitalmärkten.
Noch schlimmer: Das Funktionieren der Marktwirtschaft wird in Frage gestellt. Das System beruht bekanntlich darauf, dass die privaten Haushalte ihre Ersparnisse den Unternehmen zur Finanzierung von Investitionen zur Verfügung stellen.
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