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Hüfners Wochenkommentar Der positive Ölpreis-Schock

Martin Hüfner ist Chefvolkswirt vom Assenagon Asset Management
Martin Hüfner ist Chefvolkswirt vom Assenagon Asset Management
Der Ölpreis ist in den letzten vier Monaten um 20 Prozent gesunken. Das dürfte angesichts der schwächeren Weltwirtschaft noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Niedrigere Ölpreise sind positiv für das Wachstum der Ölimportländer. Für Deutschland könnte der Effekt wenigstens 0,3 Prozentpunkte pro Jahr betragen. Auch die Kapitalmärkte dürften profitieren.

Jeder redet heute über die Risiken und Gefahren für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Da ist es an der Zeit, auch einmal auf Chancen zu schauen. In diesen Tagen geht der Ölpreis deutlich zurück. In der Vergangenheit haben Steigerungen des Ölpreises immer zu erheblichen Belastungen des Wachstums geführt. Könnte ein niedrigerer Ölpreis der Konjunktur neue Impulse geben?

In den letzten vier Monaten hat sich der Ölpreis um 20 Prozent verringert (von 114 auf 92 Dollar je Barrel). Das war mehr als die meisten erwartet hatten. Es ist im Wesentlichen durch niedrigere Nachfrage und höheres Angebot bedingt.

Es muss noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die Weltkonjunktur schaltet einen Gang herunter. Da wird auch weniger Öl gebraucht. Die Energiesparbemühungen halten an. Andererseits ist der Boom mit dem Fracking vor allem in den USA noch nicht vorbei (auch wenn sich mit sinkendem Ölpreis die skeptischen Stimmen mehren).

Ölpreis im Sinkflug

US-Dollar je Barrel Brent

Quelle: Fred

Die Grafik zeigt, wie groß Schwankungen des Ölpreises sein können. Sie macht auch deutlich, dass der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau immer noch relativ hoch ist. Vor fünf Jahren kostete Brent weniger als 70 Dollar, vor zehn Jahren sogar weniger als 50 Dollar.

Freilich werden wir kaum auf solche Niveaus zurückkommen. Denn in den letzten Jahren hat sich die Ölförderung deutlich verteuert. Manche sagen, dass die Kosten des Frackings um 70 Prozent über denen der herkömmlichen Ölförderung liegen.

Man sollte die Erwartungen in einen weiteren Preisrückgang also nicht zu hoch schrauben. Wir werden nicht wieder auf 40 Dollar kommen wie 2008. Bleiben wir beim jetzigen Preisrückgang von 20 Prozent. Wie wirkt sich das aus?

Deutschland hat im vergangenen Jahr Öl und Gas im Wert von knapp 100 Milliarden Euro importiert. (Erdgas ist ebenfalls erheblich billiger geworden). 20 Prozent Preissenkung entsprechen einer Ersparnis von 20 Milliarden Euro.
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