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Hüfners Wochenkommentar Der „Super-Oktober" der Zentralbanken

Dr. Martin W. Hüfner, Assenagon Asset Management
Dr. Martin W. Hüfner, Assenagon Asset Management
So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Sieben Zentralbanken auf drei Kontinenten kommen fast gleichzeitig und unabhängig voneinander auf die gleiche Idee. Innerhalb von zwei Wochen nehmen sie einen Kurswechsel in der Geldpolitik vor beziehungsweise machen entsprechende Ankündigungen.

  • Angefangen hat die Europäische Zentralbank. Sie deutete am 22. Oktober an, die Zinsen zu senken und das Wertpapierankaufprogramm auszuweiten, wenn sich die gesamtwirtschaftliche Situation nicht bessern würde.
  • Keine 24 Stunden später beschloss die People's Bank of China in Peking, die Zinsen herunter zu nehmen und die Mindestreservesätze zu reduzieren.
  • Zwei Tage danach weitete die Schwedische Reichsbank ihr Programm des "Quantitative Easing" aus.
  • Es folgten die Notenbanken Neuseelands und Australiens. Sie haben Lockerungsschritte diskutiert, aber noch keine entsprechenden Beschlüsse gefasst.
  • Schließlich bekräftigte die Bank of Japan ihre ultraexpansive Politik.

Um das Maß voll zu machen traf sich zur gleichen Zeit das geldpolitische Gremium der amerikanischen Notenbank. Es gab in seinem Kommuniqué Hinweise, dass es die Zinsen in diesem Jahr vielleicht doch noch erhöhen werde.




Eine solche Koinzidenz ist ungewöhnlich. Es gab keine internationale Krise – wie etwa die Lehman-Pleite im Jahr 2008 – die ein konzertiertes Vorgehen erforderlich gemacht hätte. Jede Notenbank handelte nur mit Blick auf die Lage im eigenen Land. Es ist angesichts der weiten geografischen Entfernungen zwischen diesen Staaten auch wenig wahrscheinlich, dass sie sich gegenseitig abgesprochen haben.

Wenn so viele Institutionen trotzdem auf den gleichen Gedanken kommen, dann muss das nachdenklich stimmen. Es kann nicht nur Zufall sein. Es deutet vielmehr darauf hin, dass die Notenbanken die Lage der Weltwirtschaft doch als ernster einschätzen. Sie wollen rechtzeitig gegensteuern. Man muss sich also darauf einstellen, dass die sehr lockere Geldpolitik anhalten wird. Das ist ein wichtiges Datum für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte.