LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Hüfners Wochenkommentar Die neue Eurokrise

Seite 2 / 2


Unter diesen Umständen kommt die Politik unter Druck, die Wirtschaft noch mehr zu stützen. EZB-Präsident Draghi hat bei seiner Rede in Jackson Hole entsprechende Erwartungen geschürt.

Das Problem in der Geldpolitik ist jedoch, dass die Maßnahmen vom letzten Juni noch gar nicht ganz umgesetzt sind. Das angekündigte langfristige Refinanzierungsprogramm T-LTRO wird erst im September anlaufen. Niemand weiß, wie es wirken wird. Da kann die EZB nicht guten Gewissens gleich noch anfangen, Staatsanleihen zu kaufen.

Wenn die Geldpolitik nicht mehr tun kann, blickt die Welt auf die Fiskalpolitik. Italien und Frankreich möchten das Erreichen der Defizitziele zeitlich nach hinten schieben. Von Deutschland werden zusätzliche Impulse gefordert.

Der Abbau der Verschuldung, der so wichtig war, um Vertrauen wiederzugewinnen, droht auf die lange Bank geschoben zu werden. Jetzt hat sich selbst EZB-Präsident Draghi dafür ausgesprochen, die Fiskalpolitik expansiver zu gestalten und ein Investitionsprogramm zu lancieren.

Für den Anleger

Die wichtigste Auswirkung dieses Umfelds ist, dass wir Abschied nehmen müssen von der Einschätzung, dass die Zinsen zu niedrig sind und dass sie bald wieder ansteigen werden. Kurzfristige Zinsen bleiben zunächst einmal niedrig. Langfristige Renditen können – obwohl sie bei Bundesanleihen schon unter 1 Prozent gefallen sind – noch weiter zurückgehen.

In der Schweiz und in Japan liegen die vergleichbaren Sätze bei 0,5 Prozent und weniger. Störungen können freilich aus den USA kommen, wenn es dort die ersten Zinserhöhungen gibt und sich diese auch auf die Bonds-Märkte auswirken.

Auf den Aktienmärkten in Europa ist das Bild gemischt. Auf der einen Seite werden die Unternehmensgewinne nicht mehr so stark zunehmen. Es wird nicht mehr so viel Käufe von Ausländern geben. Auf der anderen Seite sind Aktien bei den niedrigen Zinsen "alternativlos". Zusätzliche politische Impulse helfen auch den Aktien. Ich rechne unter diesen Bedingungen eher mit einer Schaukelbörse (in einer Range von 9.000 bis 10.000 beim Dax).

Der Wechselkurs des Euros müsste sich weiter abschwächen. Damit werden ausländische Aktien und Bonds attraktiver.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion