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Hüfners Wochenkommentar Die Undercover-Abwertung

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Hier ist die Erklärung nicht so einfach. Es spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle:

–    Die Anpassung braucht mehr Zeit, als viele denken. Bevor die Unternehmen auf geänderte Wechselkursverhältnisse reagieren, möchten sie wissen, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Sie warten daher erst einmal ab.

–    Exporteure nutzen die verbesserte Wettbewerbs-fähigkeit zu Beginn häufig nicht dazu, mehr ins Ausland zu liefern. Sie erhöhen zunächst einmal die Gewinne. Das war zum Beispiel auch in Japan zu beobachten, als sich der Yen stark abwertete.

–    Wenn man vom Wechselkurs auf den Export schließen will, darf man nicht nur auf den Euro/Dollar schauen. Der europäische Export in die USA macht nur 12 Prozent der gesamten europäischen Ausfuhren aus. Der entsprechende Anteil der Europa-Ausfuhren an den gesamten US-Exporten ist nicht viel größer (17 Prozent). Berücksichtigt man auch die Wechselkurse zu den anderen Handelspartnern – nimmt man also den effektiven Wechselkurs – ist die Abwertung erheblich kleiner (6 Prozent).

–    Die Exporte werden nicht nur von Preisen und Wechselkursen bestimmt, sondern auch von den Nachfrageverhältnissen. Wenn die Weltwirtschaft langsamer wächst, dann dämpft das ungeachtet der Abwertung die Ausfuhren. 40 Prozent der deutschen Lieferungen gehen in den Euroraum, wo das Wachstum besonders niedrig ist.

Wir sollten uns also von den aktuellen Zahlen nicht beunruhigen lassen. Das was wir derzeit beobachten, ist erst der Anfang. Da wird sich noch viel tun. Der Prozess, durch den sich eine Wechselkursabwertung auf die Wirtschaft auswirkt, ist schwierig und langwierig. Es gibt aber keine Indizien, dass er am Ende nicht wirken sollte.

Die Euro-Abwertung wird am Ende die Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums erhöhen. Das Wachstum steigt. Gleichzeitig nehmen die Preise zu (beziehungsweise gehen weniger zurück). Beides unterstützt die lockere Geldpolitik der EZB. Umgekehrt in den USA. Dort verschlechtert sich die Konjunktur durch die Aufwertung des Dollars. Bisher klagen nur wenige Unternehmen über den starken Dollar. Das wird aber mehr werden. Die Notenbank kommt unter Druck, die für den Sommer geplante Zinserhöhung zeitlich nach hinten zu schieben.

Für den Anleger

Die Euroabwertung führt zu steigenden Gewinnen in Europa. Sie ist daher zunächst ein gutes Signal für hiesige Aktien. Aber Vorsicht: Das gilt nur für die kurze Frist. Auf lange Sicht verringert sie den Druck auf die Unternehmen, ihre Position auf den Weltmärkten durch Produktivitätssteigerungen zu behaupten.

In Deutschland hat die "Peitsche" der Aufwertung der D-Mark in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen, dass die Unternehmen so erfolgreich im Export waren. Bisher ist freilich noch nicht zu befürchten, dass die Unternehmen durch die Abwertung "verweichlicht" würden. Die Wirkung der Euroabwertung auf die Zinsen ist nicht so klar. Ich rechne wegen der Abwertung nicht mit sinkenden Zinsen.

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