Hüfners Wochenkommentar Dienstleistungen – der unterschätzte Wachstumstreiber
Vergleichsweise resistent gegen Konjunkturschwankungen
Der Gegenpol zu Hightech sind öffentliche Dienste, Erziehung und Gesundheit. Dieser Bereich entspricht am meisten dem Bild, das man von den Dienstleistungen hat. Er ist sehr personalintensiv und weist relativ geringe Produktivitätssteigerungen auf. Er wächst allerdings gar nicht so langsam, wie immer wieder unterstellt wird. Das liegt an der demografischen Alterung, die die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegediensten stark steigen lässt. Der Bereich ist sehr groß. In Deutschland werden hier 18 Prozent des Sozialprodukts erwirtschaftet, in den USA sogar noch mehr, nämlich 22 Prozent. Andererseits ist der Bereich vergleichsweise resistent gegen Konjunkturschwankungen. Altersheime, Kitas und Schulen werden auch dann gebraucht, wenn sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität abschwächt.
Ein ebenfalls großer Bereich ist der Handel, das Gastgewerbe und der Verkehr. Hier werden 16 Prozent des BIPs erwirtschaftet. Was diesen Bereich im Augenblick stabilisiert, ist der hohe Zuwachs bei den verfügbaren Einkommen durch die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt und die relativ hohen Lohnsteigerungen. Wenn es in der Wirtschaft allerdings richtig schlecht geht, verzichtet man auch schon mal auf einen Restaurantbesuch, eine Autofahrt oder geht weniger shoppen. In der großen Finanzkrise ging die Wertschöpfung in diesem Bereich um sieben Prozent zurück.
Auch Wohnen gehört zum Dienstleistungssektor
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Ein großer und wichtiger Dienstleistungsbereich ist ferner das Grundstücks- und Wohnungswesen (nicht zu verwechseln mit der Bauindustrie). Es macht elf Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung aus. Es umfasst Unternehmen, die sich mit der Vermietung, Verpachtung und Verwaltung von Immobilien befassen. Auch das Vermittlungsgeschäft gehört dazu. Das ist ein relativ stabiles und schwankungsarmes Geschäft. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, das zu allen Zeiten gebraucht wird.
Für den Anleger
Vergessen Sie in Ihrem Portfolio nicht die Dienstleistungen. Natürlich ist die Industrie wichtig; sie stellt unter den Aktiengesellschaften den größten Anteil. Im Dienstleistungsgewerbe finden sich aber hochinteressante moderne Unternehmen, sowohl was Wachstum und Technologie als auch was Stabilität und solide Erträge angeht. Je wichtiger Software gegenüber Hardware wird, umso größer wird auch der Dienstleistungsbereich in der Volkswirtschaft.