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Hüfners Wochenkommentar Diese 6 Gründe sprechen gegen Industrieländer

Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner
Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner

In den letzten Wochen wurde ich bei meinen Erwartungen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung etwas unsicher. Zuerst stürzte der Einkaufsmanagerindex des Institutes for Supply Management für die amerikanische Industrie regelrecht ab (siehe Grafik unten). Wenige Tage danach zeigte sich das gleiche Bild bei dem entsprechenden Index für die Dienstleistungen. Beide Indizes waren in der Vergangenheit immer relativ verlässlich. Gleichzeitig gab es auch in Europa schlechte Nachrichten. Die Industrieproduktion in Frankreich und Deutschland ging zurück. Der bekannte ifo-Index schwächte sich erheblich ab.

Das hat mich hellhörig gemacht. Könnte es sein, dass die Konjunktur in der westlichen Welt schlechter ist, als viele denken? Steuern wir 2017 vielleicht auf deutliche Abschwächung wenn nicht gar eine Rezession zu?

Wende in der US-Konjunktur?

ISM-Indikator für die US-Konjunktur, Verarbeitendes Gewerbe

 

Quelle: Institute for Supply Management

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Nun sollte man einzelne Konjunkturindikatoren nicht überbewerten. Die offiziellen Prognosen für 2017 sind nach wie vor gut. Die Federal Reserve rechnet für die USA mit einem Wachstum von 2 Prozent, der Internationale Währungsfonds sogar mit 2,5 Prozent. Für den Euroraum hat die Europäische Zentralbank ihre Prognose in der vorigen Woche etwas zurückgenommen. Sie steht mit 1,6 Prozent aber immer noch ordentlich da (IWF 1,4 Prozent). Wenn man sich aber die aktuellen volkswirtschaftlichen Rahmendaten anschaut, dann gibt es freilich Argumente, dass es im kommenden Jahr doch nicht so gut wird.

Erstens: Die privaten Investitionen – ein wichtiger Indikator für das Zukunftsvertrauen und die Dynamik der Wirtschaft – stagnieren. Es gilt vor allem für Maschinen und Ausrüstungen, weniger für den Bau. Es ist inzwischen sogar ein weltweites Phänomen.

Zweitens: Der Welthandel stagniert. Protektionismus macht sich breit. Regionale Handelsvereinbarungen kommen nicht voran. Damit entfallen die Exporte als Wachstumstreiber. Gerade für Länder, in denen die Wirtschaft von den Ausfuhren abhängt (wie Deutschland), ist das eine wichtige Konjunkturbremse.

Drittens: Der Brexit kostet Wachstum. Im Augenblick wird das etwas heruntergespielt, weil es sich noch nicht in den Konjunkturindikatoren niederschlägt. Das wird sich aber ändern. Es ist klar, dass es – vor allem in UK – einen Attentismus bei den Investoren geben wird, solange niemand weiß, wie die britische Regierung den Brexit vollziehen wird. Auch der Handel wird leiden.

Viertens: Die Geldpolitik wird im kommenden Jahr nicht mehr so expansiv sein. Es wird – jedenfalls in Europa – zwar keine Restriktion geben. Es wird aber auch nicht mehr so viel gelockert, wie das 2016 noch der Fall war.