Hüfners Wochenkommentar Ein ganz langfristiger Blick auf den Euro
Fünftens: Wenn sich die Zyklen wie in der Vergangenheit fortsetzen würden, dann stünden wir jetzt erneut vor einem Wendepunkt. Der US-Dollar müsste schwächer werden, der Euro stärker. Das steht im Widerspruch zur derzeitigen Konsensprognose. Natürlich kann es diesmal auch anders kommen. Geschichte wiederholt sich nicht. Das Erreichen des Chartpunktes sollte aber ein Anlass sein, noch einmal nachzudenken, ob es wirklich so zwangsläufig ist, dass sich der Euro weiter abwerten muss. In jedem Fall gibt es an solchen Punkten größere Unsicherheiten, vielleicht auch Turbulenzen an den Märkten.
Sechstens: Es liegt nahe, die Ereignisse in den jeweiligen Tiefpunkten miteinander zu vergleichen. Die starke Aufwertung des Dollar bis 1985 führte zu dem berühmten Plaza Agreement. Damals beschlossen die Regierungen der großen Industrieländer, eine weitere Aufwertung des US-Dollars durch koordinierte Aktionen auf den Devisenmärkten zu verhindern. Anfang des neuen Jahrtausends gab es wieder hektische Aktionen der Währungspolitiker. Höhepunkt war die Jahreskonferenz des Internationalen Währungsfonds in Prag, auf der sowohl die Amerikaner als auch die Europäer versprachen, alles zu tun, um die Euroschwäche zu überwinden. Jetzt ist die Welt noch weit entfernt von einer solchen Dramatik. Das hängt auch mit der unterschiedlichen Interessenlage zusammen. Die Europäische Zentralbank ist an einer weiteren Abwertung des Euros interessiert, um dadurch eine mögliche Deflation im Euroraum zu bekämpfen. Die Amerikaner spüren zwar den Druck des starken Dollars im Wettbewerb auf den Weltmärkten. Sie sind aber noch nicht bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sie planen im Gegenteil eine Zinserhöhung, die den Dollar weiter stärken würde.
Für den Anleger
Man sollte historische Betrachtungen nicht zu weit treiben. Die Aufwertung des US-Dollars kann sich sicher noch etwas fortsetzen. Wir nähern uns jedoch einem kritischen Punkt, an dem die Schwankungen auf den Märkten zunehmen könnten. Das muss kein Währungskrieg werden. Auf lange Sicht spricht einiges dafür, dass sich die Verhältnisse auf den Devisenmärkten drehen und sich der Euro wieder erholt. Ich würde keine lang laufenden Dollar-Long-Positionen eingehen.
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