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Hüfners Wochenkommentar Fallstricke für Anleger: 3 „bemerkenswerte Beobachtungen“ zur Volatilität

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VIX richtig interpretieren

Eine ist, dass das absolute Niveau des Indexes gegenwärtig sehr niedrig ist. Derzeit befinden wir uns fast am tiefsten Punkt der letzten 27 Jahre. Das mag vielleicht im Hinblick auf die gute wirtschaftliche Situation gerechtfertigt sein, nicht aber, wenn man die großen politischen Risiken in der Welt berücksichtigt. Allein im Durchschnitt der Jahre 2015/2016 war die Volatilität fast 50 Prozent höher. Das passt nicht. Wir müssen daher davon ausgehen, dass der VIX wieder steigt. Das bedeutet, dass es bei den Aktienkursen tendenziell zu Rückschlägen kommt.

Eine zweite ist, dass sich der VIX gegenwärtig in einer ähnlichen Situation befindet wie in der zweiten Hälfte der 90er Jahre beziehungsweise 2007. Beide Male kam es einige Zeit später zu einem riesigen Aktien-Crash: Im Jahr 2000 war dies die „New Economy-Krise“, in den Jahren 2008/2009 die große Finanzkrise. Nun soll man aus solchen historischen Ähnlichkeiten keine zu großen Schlussfolgerungen ziehen. Die Geschichte wiederholt sich nicht. Es ist aber vielleicht ganz nützlich, sich daran zu erinnern, dass man sich bei der Analyse der Märkte nie zu sicher sein und die aktuelle Situation nie einfach nur fortschreiben sollte. Es kann noch so viel passieren.

Volatilität geht zurück

Eine dritte Beobachtung: Seit 2010 geht die Volatilität kontinuierlich zurück. Das ist natürlich ein Reflex der außergewöhnlich langen Aktien-Rallye seitdem. Es ist aber zu vermuten, dass hier auch strukturelle Faktoren am Werk sind. Die wachsende Verbreitung der ETFs (börsengehandelte Indexfonds) beispielsweise verringert nicht nur die Schwankungen der Einzelwerte am Aktienmarkt, sondern auch die des Indexes insgesamt. In die gleiche Richtung wirken die rasante Zunahme der Aktienrückkäufe der Unternehmen sowie die Angst der Zentralbanken vor Marktturbulenzen, wenn sie die Geldpolitik normalisieren.

Eine Rolle dürfte daneben auch die Erfahrung der Anleger in der jüngsten Vergangenheit spielen. Der Brexit wurde lange Zeit als großes Risiko angesehen. Tatsächlich ist nach dem Referendum aber fast gar nichts passiert. Es dauerte keine drei Tage bis sich die Märkte mit den neuen Realitäten abgefunden hatten. Genau dasselbe geschah bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Viele denken heute, das könne bei künftigen Krisen wieder so sein. Sie sichern ihre Portfolien daher weniger ab als früher. Hoffentlich täuschen sie sich da nicht.

Wichtig für den Anleger

Ziehen Sie keine falschen Schlüsse aus der Entwicklung der Volatilitätsindizes. Sie messen nicht so sehr Schwankungen allgemein, sondern primär das Risiko eines Rückschlages bei den Aktien. Derzeit ist die Volatilität gemessen an den geopolitischen Risiken zu gering. Sie wird wieder steigen (womit die Aktienkurse vermutlich fallen). Andererseits gibt es auch eine gute Nachricht für die Anleger. Es sieht so aus, als würden die Schwankungen an den Märkten in Zukunft eher geringer ausfallen. Kursverluste werden geringer.

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