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Aktualisiert am 05.10.2016 - 10:42 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten
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Hüfners Wochenkommentar Führungsschwäche bei der Federal Reserve

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Vergessen Sie das Sprech der Geldpolitiker!

Nun kann man das alles beklagen, ändern kann man es nicht. An was sollen sich die Märkte unter solchen Umständen orientieren? Mein Rat: Vergessen Sie das Sprech der Geldpolitiker. Das ändert sich zu oft. Das wird auch für die Reden auf der hochrangigen geldpolitischen Tagung in Jackson Hole in dieser Woche gelten.

Worauf es ankommt, sind die Fakten, konkret um Preisstabilität und Vollbeschäftigung. Bei beiden Zielen sieht es derzeit gut aus. Die Verbraucherpreise steigen um 1,2 Prozent. Da gibt es keine Deflationsgefahren mehr. Am Arbeitsmarkt werden jeden Monat im Schnitt rund 140.000 Stellen geschaffen. Das reicht. Von daher steht einer Zinserhöhung nichts im Weg.

Wo das Problem liegt, ist beim Wachstum. Es schwächelt. In den letzten drei Quartalen lag es unter 1 Prozent. Die Federal Reserve muss zwar nicht hohes Wachstum anstreben. Wenn die Expansion des BIP aber zu gering ist, dann wird sich das auf längere Sicht negativ auf Arbeitsmarkt und Preise auswirken. Eine so gegenläufige Entwicklung von Wachstum und Preisen, wie wir sie in der Vergangenheit hatten, kann es auf die Dauer nicht geben. Dann kann die Fed auch nicht die Zinsen anheben.

Kurzfristigen Vorhersagen unzuverlässig

Ich rechne in der Tat mit solch einem Szenario. Die Prognosen für das Wachstum im dritten Quartal sind derzeit zwar gut. Ob damit aber wieder ein anhaltend höherer Wachstumspfad erreicht wird, erscheint mir unsicher. Es hat sich in den letzten Monaten immer wieder gezeigt, dass die kurzfristigen Wachstumsvorhersagen wenig zuverlässig sind und oft nach unten revidiert werden mussten.

Wenn diese Annahme richtig ist, dann ergibt sich daraus, dass es in diesem Jahr keine Zinserhöhung mehr geben wird. Dafür sprechen auch andere Überlegungen. In den nächsten beiden Sitzungen der Federal Reserve im September und Anfang November läuft noch der Präsidentschaftswahlkampf. Da kann die Fed ohnehin keine Maßnahmen ergreifen.

Im Dezember könnte sie theoretisch die Zinsen erhöhen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass sich bis dahin die gesamtwirtschaftliche Konstellation in den USA so verbessert, dass dann eine Zinserhöhung angebracht wäre. Zudem warten dann alle, was der neue Präsident tun wird (was ja auch für die Geldpolitik wichtig ist). Das ist also auch kein guter Zeitpunkt. Eine Zinserhöhung wird es aus meiner Sicht also frühestens im nächsten Jahr geben, vorausgesetzt das Wachstum wird besser.

Für den Anleger


Schreiben Sie also die Erwartungen einer Zinserhöhung in den USA zunächst einmal ab. Das bedeutet auch, dass die Zinsen in der übrigen Welt auf längere Zeit niedrig bleiben. Auch die negativen Zinsen werden nicht so schnell verschwinden. Es könnte unter diesen Umständen sogar sein, dass man mit Bonds noch einmal zinsbedingte Kursgewinne erzielen kann. Aktien würden unter einer Verschlechterung des Wachstums in den USA leiden. Sie profitieren jedoch wie bisher von den niedrigen Zinsen.

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