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Hüfners Wochenkommentar Griechenland-Krise: Wird jetzt die EZB infiziert?

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  Es liegt nahe, diese Entwicklung mit der Politik der EZB zur Rettung des Euros in Verbindung zu bringen. Die Menschen sind nicht damit einverstanden, dass sich ihre Notenbank in die politischen Händel hat hineinziehen lassen. Vor allem den Deutschen fallen hier viele Dinge ein, die ihnen nicht gefallen. Bei genauerem Hinsehen steht dahinter freilich noch etwas anderes. Die Eurokrise begann 2010 mit dem ersten Hilfsprogramm für Griechenland. Der Absturz des Vertrauens in die EZB setzte jedoch schon zwei Jahre früher ein, nämlich mit dem Kollaps an den internationalen Finanzmärkten, als noch niemand an Griechenland dachte. Es war also primär nicht der Euro, der die EZB in den Augen der Menschen diskreditiert hat. Es war die ultra-lockere Geldpolitik mit Nullzinsen und überschäumender Liquidität, die sie seitdem betreibt. Das irritiert die Menschen. Sie sehen darin die Ursache für ihre Angst vor einer Zerrüttung des Finanzsystems. Mit dieser Politik stand die EZB aber nicht allein da. Alle anderen großen Notenbanken haben das getan. Ich vermute daher, dass auch die Notenbanken anderer Staaten in den letzten Jahren an Reputation verloren haben. Leider gibt es im Eurobarometer dazu keine vergleichbaren Zahlen.   Für den Anleger Erstens sollte man bei der Interpretation der Zahlen Vorsicht walten lassen. Dahinter stehen keine objektiven Fakten, sondern Umfragen.Sie können sich auch immer schnell ändern. Zweitens muss der Anleger keine Angst vor einem Zerfall des Euros als Währung haben. Es kann zwar passieren, dass das eine oder andere Land aus der Währungsunion ausscheidet. Das wird die Gemeinschaftswährung aber nicht kaputt machen. Eine Flucht aus dem Euro ist – zumindest in den stabileren Ländern Zentraleuropas – nicht angebracht. Drittens zeigt die Verschlechterung des Ansehens der Zentralbank, dass die Zweifel an der Gesundheit des Finanzsystems von vielen geteilt werden. Als Anleger muss man das ernst nehmen. Auch bei vordergründig freundlichen Finanzmärkten sollte man die Risiken nicht aus dem Blick verlieren. Das ist an sich eine Selbstverständlichkeit. Aber man kann sie nicht oft genug sagen. Die Tatsache, dass es in den letzten Jahren alles gut gegangen ist, ist kein Beweis, dass das auch in Zukunft so sein wird.

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