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Schwieriger Monat voraus Heiße Wochen am Devisenmarkt

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Hinzu kamen dann noch weitere Währungsbewegungen in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Der argentinische Peso ging gegenüber dem US-Dollar um fast 30 Prozent in die Knie als absehbar war, dass Präsident Macri nicht mehr wieder­gewählt werden würde. Der südafrikanische Rand ermäßig­te sich im Zusammenhang mit Korruptionsaffären um über 10 Prozent. Die türkische Lira, die schon in der Vergan­genheit stark gebeutelt worden war, erlebte erneut einen Schwäche­anfall (Abwertung um 6 Prozent gegen den US-Dollar). Der brasiliani­sche Real wertete sich ab. Selbst die indische Rupie und der russische Rubel mussten Federn lassen.


Quelle: Bundesbank

Wenn sich einige Währungen abwerten, müssen andere an Wert gewinnen. Die Grafik zeigt, wie sich das Band zwi­schen starken und schwachen Wechselkursen im Sommer auseinanderzog. Am ausgeprägtesten war trotz der niedri­gen Zinsen die Aufwertung des japanischen Yens.

Im August zog dann aber auch der Schweizer Franken an. Er ging allerdings weniger stark nach oben. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass es hier keine oder weniger Kapitalzuflüsse gab. Es war vielmehr die Schweizer Noten­bank, die am Markt Franken verkaufte, um eine größere Aufwertung zu vermeiden. Seit Anfang Juli dürfte es sich – gemessen an den Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Notenbank – um einen Betrag von immerhin über CHF 13 Mrd. gehandelt haben.

Auch der US-Dollar war mit von der Partie. Sein effektiver Wechselkurs (also der Durchschnitt gegenüber einer gro­ßen Anzahl von anderen Währungen) hat sich im Juli und August um 2,5 Prozent aufgewertet. Das hat in der amerikani­schen Industrie manchen Vorteil aus den Zollerhöhungen aufgefressen.

Gegenüber dem Euro hat sich der US-Dollar ebenfalls auf­gewer­tet. Ein Grund hierfür war die Lockerung der Geldpoli­tik, die die Europäische Zentralbank Ende Juli in Aussicht gestellt hatte. Die Kritik, die sie im Weißen Haus auslöste, war aber bei weitem übertrieben. Die Dollar-Stärke kommt nicht aus Europa, sondern beruht darauf, dass die Verei­nigten Staaten derzeit aufgrund ihres Wachstums und der hohen Zinsen Kapital aus aller Welt aufsaugen.

So große Währungsbewegungen rund um den Globus sind ungewöhnlich. Sie sind gefährlich. Wechselkursveränderun­gen verschieben die Wettbewerbsverhältnisse viel stärker als jede Art von Zöllen. Sie drohen, kontrolliert oder unkon­trolliert Gegenreaktionen auszulösen. Länder mit schwa­chen Währungen können ihre Geldpolitik nicht so expansiv fahren, wie dies im Hinblick auf die Konjunktur eigentlich notwendig wäre. Dies um so mehr als die Inflationsraten bei Abwertungen anziehen.

Besonders betroffen sind Schwellen- und Entwicklungslän­der, die sich in US-Dollar verschuldet haben. Sie haben – siehe Argentinien – Schwierigkeiten, bei einer Abwertung ihrer Währungen ihre Schulden zurückzuzahlen. Dies vor allem in einem Umfeld, in dem der Welthandel nicht mehr so stark zunimmt. Da genügt ein kleiner Funke, um das Gebäude lichterloh brennen zu lassen. Wir haben das schon in frühe­ren Währungskrisen erlebt.

Für den Anleger

Im August haben sich so viele Ungleichgewichte aufgebaut, dass der September nicht einfacher wird. Die Unfallgefahr ist gestiegen. Diversifizierung ist angebracht. Denken Sie dabei aber daran, dass sich die Wechselkurse weiter ver­schieben können. 

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