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Hüfners Wochenkommentar „Ich zweifle, dass QE in Europa sinnvoll ist“

Martin Hüfner
Martin Hüfner
Die Geldpolitik in den Industrieländern gibt im Augenblick Rätsel auf. Ist sie, wie in den letzten Jahren, noch expansiv oder hat sie bereits auf eine vorsichtigere Gangart umgeschaltet? Von den gängigen Indikatoren gehen unterschiedliche, teils gegensätzliche Signale aus.

Die Marktmeinung und die Äußerungen der Zentralbanken sind eindeutig. Danach ist die Federal Reserve dabei, den Fuß vom Gas zu nehmen. Sie kauft inzwischen weniger Wertpapiere am Kapitalmarkt. Sie hat erste Termine für eine Zinserhöhung genannt.

Die Europäische Zentralbank gibt sich dagegen nach wie vor kämpferisch. Sie wird nicht müde zu betonen, dass sie weiter expansiv ist und dass sie zur Bekämpfung einer Deflation wenn nötig weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen wird.

Geldmengen-Paradox
Bilanzsumme der Notenbanken USA und Euroraum Anfang 2006 = 100

Quelle: EZB, Fred


Schaut man sich jedoch die Zahlen an, so ergibt sich ein anderes Bild. Die Grafik zeigt, wie die Bilanzsumme der Federal Reserve weiter deutlich nach oben geht. Von einer Abschwächung kann nicht die Rede sein.

Zudem gehen die US-Geldmarktzinsen zurück. Das ist klar Expansion. Umgekehrt in Europa. Da verringert sich die Bilanzsumme spürbar. Die Geldmarktzinsen steigen an. Das ist Restriktion.

Wer hat nun recht? Der Markt oder die Zahlen der Notenbanken? Die Antwort auf diese Frage ist wichtig. Denn wenn die Notenbanken weiter auf Lockerungskurs sind, dann kann die Hausse an den Märkten munter weiter gehen. Wenn nicht, dann müssen die Anleger vorsichtig sein.

Ganz vertrackt ist die Situation, wenn von den USA und Europa so unterschiedliche Signale ausgehen. Ich erinnere mich nicht, dass sich die Bilanzsummen je so verschieden entwickelt haben.