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Hüfners Wochenkommentar Könnte es sein, dass die Amerikaner nein sagen?

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Gegen solche Kräfte kann sich selbst eine amerikanische Regierung nicht wehren. Eigentlich ist es verwunderlich, dass der Dollar nicht schon vorher gestiegen ist. Es lag daran, dass amerikanische Investoren lange Zeit auf die Erholung der südeuropäischen Peripherieländer setzten und dort viel Geld anlegten. Jetzt realisieren sie die Gewinne dort und holen ihr Geld zurück.

Drittens: Die Amerikaner sind schon aus Eigeninteresse darauf bedacht, dass die Konjunkturankurbelungsmaßnahmen in Europa Erfolg haben. Der alte Kontinent ist ein wichtiger Handelspartner der USA.

Viele amerikanische Firmen haben Direktinvestitionen in Europa, die hier Geld verdienen sollen. Zudem brauchen die USA einen starken Partner Europa, um ihre weltpolitischen Ziele durchzusetzen.

Viertens: Der Einfluss eines starken Dollars auf die amerikanischen Arbeitsplätze ist eher beschränkt. Die Exporte machen in den USA nur 15 Prozent des GDP aus.

Umgekehrt ist die Aufwertung der Währung auch ein Zeichen der Stärke der Vereinigten Staaten. Viele Amerikaner sind stolz, wenn ihre Währung in der Welt geachtet wird. Das spielt gerade in Zeiten des Wahlkampfes eine Rolle, der jetzt gerade wieder im Gang ist.

Fünftens: Die Amerikaner haben auch nicht interveniert, als sich der Japanische Yen in den letzten eineinhalb Jahren abwertete. Das hat mich damals gewundert. Japan ist auch ein wichtiger Handelspartner der USA. Die Abwertung machte beträchtliche 20 Prozent aus.

Zudem waren es im Falle Japans nicht die Marktkräfte, die die Währung schwächten, sondern eine bewusste Politik  der Regierung. Offenbar überwog bei den Amerikanern das Interesse, dass Japan aus seinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wieder herauskam.

Sechstens schließlich: Viel spricht dafür, dass es sich bei der Abwertung des Euros nicht um einen langfristigen Trend handelt, sondern um eine temporäre Korrektur zur Behebung der aktuellen Schwierigkeiten.

Wenn man sich den ganz langfristigen Trend des Euros (und vorher der Deutschen Mark) anschaut, dann zeigt sich, dass sich der Euro seit sechzig Jahren nach oben bewegt hat. Es wäre merkwürdig, wenn damit jetzt endgültig Schluss sein sollte.

Eher ist zu erwarten, dass die Europäer nach ein, zwei Jahren, wenn ihre Konjunkturschwäche überwunden ist, wieder an Kraft gewinnen und dass dann auch der Wechselkurs wieder nach oben geht. Dafür spricht, dass die USA ein nachhaltiges Defizit in der Leistungsbilanz haben, die Europäer dagegen einen Überschuss.

Für den Anleger


Investitionen in den USA sind nicht nur interessant, weil sich die amerikanischen Aktien besser entwickeln und die Bonds-Renditen höher sind. Sie bringen jetzt auch einen Wechselkursgewinn. Das sollte man nutzen.

Aber Vorsicht: In den USA mehren sich Stimmen, dass die Auswirkungen der für das im nächsten Jahr erwarteten Zinserhöhung von den Märkten unterschätzt werden. Es könnte also bei Aktien und Renten schlechter kommen als derzeit erwartet (nicht bei den Devisen).

Als die Federal Reserve im vorigen Mai zum ersten Mal von einer Wende in der Geldpolitik sprach, brachen nicht nur die Bonds- sondern auch die Aktienmärkte ein. Als sie anfing, die Ankündigung Anfang dieses Jahres umzusetzen, ging der Dow erneut um 1.000 Punkte in die Knie.

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