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Hüfners Wochenkommentar Nach dem „Bond-Crash“: 4 Gründe für eine normale Geldpolitik – trotz niedriger Inflation

Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Assenagon Asset Management

Bei ihrer letzten Sitzung vor drei Wochen passierte der amerikanischen Federal Reserve ein Missgeschick. Genau an dem Mittwoch, an dem sie eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte beschließen wollte (und die Märkte auch darauf vorbereitet hatte), wurde bekannt, dass die Inflation zuletzt von 2,2 Prozent auf 1,9 Prozent gefallen war. Das passte so gar nicht zusammen. Wie kann man die Zinsen anheben, wenn die Inflation zurückgeht?

Sicher hat der eine oder andere Gouverneur in der Sitzung noch überlegt, ob er unter den geänderten Umständen der Zinserhöhung noch zustimmen könne. Die Zweifel wurden dann aber verworfen. In der Öffentlichkeit wäre es nicht gut angekommen, wenn die Fed so kurzfristig wegen einer einzigen Zahl ihre Meinung geändert hätte. Ich vermute aber, dass mancher in dem Gremium bei der Entscheidung Bauchgrimmen hatte.

Die Inflation ist nun einmal die wichtigste Variable für die Notenbank. Steigt sie, muss die Notenbank restriktiver werden, geht sie zurück, muss sie ihre Politik lockern. In Europa gilt das uneingeschränkt. In den USA muss die Notenbank daneben auch noch für einen ordentlichen Beschäftigungsstand sorgen.

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Inflation im Euroraum Quelle: EZB

Jetzt könnte sich das, was die Federal Reserve gerade hinter sich hat, in Europa wiederholen. Alle Welt drängt die EZB, angesichts der guten Konjunktur und der Gefahr einer Überhitzung, den Kurs der Geldpolitik zu korrigieren. EZB-Präsident Mario Draghi hat sich in der vorigen Woche selbst in diesem Sinne geäußert. Das hat an den Märkten einen Bond-Crash ausgelöst. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat sich von 0,22 Prozent auf knapp 0,50 Prozent mehr als verdoppelt.

Kurz nach Draghis Rede kam dann heraus, dass die Inflationsrate im Juni von 1,4 Prozent auf 1,3 Prozent gefallen ist. Muss die EZB jetzt zurückrudern? War der Bond-Crash ein Fehlalarm?

Nein, weder das eine noch das andere. Vier Gründe sprechen dafür.

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