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Hüfners Wochenkommentar „Nach dem Brexit könnten sich auf der Mikroebene ganz neue Chancen ergeben“

Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner
Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner
Eine der größten Überraschungen der letzten Zeit war der Brexit. Nicht nur haben die meisten das Ergebnis des Referendums falsch eingeschätzt. Sie haben sich auch bei den Folgen für die Märkte getäuscht. Monatelang haben wir uns gegrämt, was alles passieren würde, wenn sich die Briten für den Austritt aus der EU entscheiden würden. Der Brexit galt als eines der großen Risiken der Weltwirtschaft. Manche fürchteten, dass die gesamte EU auseinanderbrechen könnte. Andere hatten Parallelen zur Finanzkrise nach dem Lehman-Debakel 2008 im Kopf. In jedem Fall würde Großbritannien tief in die Rezession stürzen.

Nichts davon ist bisher eingetreten. Was passiert ist, ist ein Einbruch der Konjunktur in Großbritannien. Das lässt sich aber mit entsprechenden gelpolitischen Lockerungen, vielleicht auch mit mehr „Deficit Spending“ auffangen. Im Euroraum zeigen sich leichte Bremsspuren, weniger als gedacht. Hier muss die Wirtschaftspolitik vielleicht überhaupt nicht gegensteuern. Im Rest der Welt gibt es kaum Wirkungen. Man kann wieder zur Tagesordnung übergehen.

Dass das alles so reibungslos über die Bühne ging, lag vor allem am unerwartet guten Management der Politik im Königreich. Der Premierminister trat sofort zurück. Seine Nachfolgerin wurde schneller ernannt als gedacht. Sie hat nicht lange gefackelt, sondern von Anfang an entschieden: Brexit heißt Brexit und wird auch so umgesetzt. Sie hat das Gespräch mit den wichtigen Partnern ohne Zögern und unaufgeregt aufgenommen. Mir fallen wenige Länder ein, denen ich zutrauen würde, ähnlich pragmatisch und entschlossen vorzugehen. Stellen Sie sich nur vor, wie das in Deutschland gewesen wäre. Die Finanzmärkte haben darauf außerordentlich positiv reagiert.   

Wir sollten uns jedoch nicht zu früh freuen. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Das dicke Ende kann noch kommen. Einmal wissen wir noch nicht, was bei der Konjunktur noch alles an Zweit- und Drittrundeneffekten kommen kann. Zum anderen muss der Brexit umgesetzt werden. Vorsicht ist also weiter angebracht.

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