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Hüfners Wochenkommentar „Rückgang der Geldmenge M3 Warnzeichen für Anleger“

Die Geldmengenzahlen, die die Europäische Zentralbank jeden Monat bekannt gibt, sind an den Märkten nicht gerade der große Aufreger. Niemand versteht sie so richtig. Viele haben den Eindruck, dass sie nichts versäumen, wenn sie sich die Daten nicht näher anschauen. In der letzten Woche wurde jedoch etwas veröffentlicht, was es in sich hatte. Die Wachstumsrate der Geldmenge M3 hat sich innerhalb eines Monats von 5,1 Prozent auf 4,4 Prozent verlangsamt. So ein großer Rückgang ist ungewöhnlich. Dies umso mehr als sich bei der Politik der EZB in dieser Zeit nichts verändert hat. Deutet sich hier Ungemach an?

Zunächst zur Erläuterung. Die Geldmenge M3 ist das Geld, das die Menschen entweder als Bargeld, Sichteinlagen, Festgelder oder in marktfähigen Finanzinstrumenten mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren halten. Sie zeigt, was die Verbraucher und die Unternehmen in der "Kasse" haben und was sie jederzeit ausgeben können. Diese Geldmenge ist in den letzten Jahren durchschnittlich um rund 5 Prozent pro Jahr gewachsen. Das ist in einer Volkswirtschaft, die nominal um 4 Prozent expandiert, normal. Es ist offenbar genug Geld vorhanden, um alle Ausgaben zu tätigen. Es gibt aber auch nicht zu viel Geld, was inflationäre Gefahren hervorrufen könnte. Alles war in Ordnung.

Geldmengenwachstum geht zurück

Geldmenge M3 im Euroraum in Prozent yoy
Daten: EZB; Grafik: Assenagon Asset Management

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Nun kam der starke Rückgang der Wachstumsrate im Oktober (siehe Grafik). Er kann natürlich ein einmaliger Ausreißer sein. Dann muss man sich nicht weiter darum kümmern. Ich vermute aber, dass mehr dahintersteckt. Deshalb muss man es ernst nehmen. Wenn das Wachstum der Geldmenge zurückgeht, ist das häufig ein Zeichen, dass in der Wirtschaft nicht alles glatt läuft.

Die Geldmenge ist geschrumpft

Das scheint hier in der Tat der Fall zu sein. Zunächst muss man bedenken, dass nicht nur die Wachstumsrate von M3 zurückgegangen ist, sondern auch der absolute Betrag. Die Geldmenge ist geschrumpft. Die Menschen hatten im Oktober also weniger Geld zur Verfügung. Das hängt natürlich mit den zum Teil negativen Zinsen zusammen.

Wenn das einmalig ist und sich die Beträge in Grenzen halten (wie das derzeit noch der Fall ist), dann ist es kein Beinbruch. Wenn es jedoch länger anhält, Unternehmen und private Haushalte also immer weniger bereit sind, Geld auf Bankkonten zu halten, dann haben wir ein Problem. Dann wird das Geldsystem ausgehöhlt. Danach sieht es jetzt aus.

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