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Hüfners Wochenkommentar „Rückgang der Geldmenge M3 Warnzeichen für Anleger“

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Aktienmarktentwicklung ein Warnzeichen

Betroffen von dem Rückgang sind vor allem die kürzerfristigen Bestandteile von M3. Das ist für die Finanzmärkte von spezieller Relevanz. Denn diese Teile sind ein guter Vorlaufindikator für die Aktienmärkte. Immer wenn sie in der Vergangenheit stark wuchsen, haben sich auch die Aktien gut entwickelt. Wenn sie jetzt nicht mehr so stark zunehmen, ist das ein Warnzeichen. Immerhin hat sich ihre Wachstumsrate der ganz kurzfristigen Gelder in den letzten zwölf Monaten von 12 Prozent auf 8 Prozent verringert.

Wohin kann das Geld gehen, wenn es im Inland vernichtet wird? Was sich anbietet, ist das Ausland. In der Tat ist derzeit eine verstärkte Abwanderung von Geldmitteln in Drittländer zu beobachten. Investoren aus der Währungsunion kaufen weniger auf Euro lautende Papiere und erwerben stattdessen höherverzinsliche Titel aus anderen Währungsräumen. In die gleiche Richtung wirkt, wenn die EZB im Rahmen ihres Ankaufsprogramms in Drittländern Anleihen kauft und die Verkäufer dieser Papiere das Geld nicht wieder im Euroraum anlegen. Auch dadurch wird Geld im Euroraum vernichtet. Auch das ist nichts Neues. Aber offenbar nimmt diese Tendenz zu, je länger es Nullzinsen gibt.

Ultralockere Geldpolitik kontraproduktiv

Die EZB weiß das natürlich und hat es bei ihrer Politik einkalkuliert. Aber sie hofft, dass durch die niedrigen Zinsen die Kreditgewährung angekurbelt wird und dadurch neues Geld geschaffen wird, das das alte ersetzt. Das ist aber offenbar nicht in dem erwünschten Maße der Fall. Im Oktober erhöhten sich die Ausleihungen an private Haushalte gerade mal um 1,8 Prozent gegen Vorjahr, die an Unternehmen um 2,1 Prozent. Die niedrigen Zinsen locken Investoren offenbar auch in der Realwirtschaft nicht hinter dem Ofen hervor. Zudem ist die Bereitschaft der Banken zur Kreditgewährung in diesem Zinsumfeld begrenzt.

Meine Schlussfolgerung: Wir alle wissen, dass die drastische Zinssenkung und die Expansion der Liquidität durch die Wertpapierkäufe durch die EZB notwendig waren. Sie haben die Wirtschaft lange Zeit gestützt. In jedem Fall wurde Schlimmeres verhütet. In letzter Zeit dreht sich jedoch die Stimmung. Mehr und mehr kommt der Eindruck auf, dass die Wirtschaft gegenüber den monetären Impulsen abstumpft und dass die negativen Wirkungen der Nullzinsen und der hohen Liquidität größer werden.

Bis jetzt war diese Kritik mehr oder weniger nur ein ungutes Gefühl. Nun zeigt sie sich erstmals auch in harten Zahlen. Damit kann man sie nicht mehr wegdiskutieren. Wenn das anhält, wird die ultralockere Geldpolitik kontraproduktiv. Sie hilft der Wirtschaft nicht, sondern schadet ihr eher. Sie vernichtet Geld. Um es etwas flapsig auszudrücken: Die Revolution frisst ihre Kinder.

Für den Anleger

Der Rückgang der Geldmenge M3 ist ein Warnzeichen. Er führt zu einer weiteren Erosion des Geldsystems. Das kann die EZB nicht zulassen. Sie wird daher entweder zusätzliche Instrumente einsetzen. Oder sie wird (was ich für vernünftiger hielte) das Konzept der Niedrigzinspolitik und der Wertpapierkäufe ganz überdenken. Das wird – zusammen mit der höheren Preissteigerung und den Veränderungen in den USA – bedeuten, dass die Zinsen steigen. Am Aktienmarkt würden höhere Zinsen bremsen. Andererseits wäre ein Ende der Nullzinszeit eine Rückkehr zur Normalität und damit auch etwas Positives.

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