LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Hüfners Wochenkommentar Stürzt der Dax bald dramatisch ab?

Seite 2 / 2


Vier Punkte sind wichtig:
Erstens befand sich die Wirtschaft in beiden Phasen am Ende eines Konjunkturzyklus, der so nicht weitergehen konnte. Er musste in eine Abschwächung und mit rückläufigen Unternehmensgewinnen münden. Im Jahr 2000 nahm die reale Wirtschaftsleistung im Euroraum um 3,8 Prozent zu, im Jahr 2007 um 3,0 Prozent, beides Raten, die deutlich über dem langfristigen Durchschnitt lagen. In Deutschland war das nicht anders.

Zweitens:
In beiden Fällen war die Wirtschaft überhitzt. Die Inflation stieg. Im Sommer 1999 belief sich die Geldentwertung im Euroraum noch auf erträgliche 1 Prozent, sechs Monate später hatte sie sich aber schon verdoppelt. Auch das konnte sich so nicht fortsetzen. Ähnlich 2007/2008. Damals lag die Preissteigerung im Sommer noch bei 1,8 Prozent, ein halbes Jahr später schon bei über 3 Prozent.

Drittens: In beiden Fällen war die Notenbank durch die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen alarmiert. Sie zog die geldpolitischen Zügel an und erhöhte die Leitzinsen. Von November 1999 bis Sommer 2000 stieg der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank (die damals gerade einmal ein Jahr alt war) in fünf Schritten von 1,5 Prozent auf 3,25 Prozent. Das war natürlich Gift für die Aktienmärkte. 2007 waren die Zinsen schon relativ hoch. Sie wurden im Sommer trotzdem noch einmal erhöht.

Viertens schließlich waren die Bonds-Renditen in beiden Phasen relativ hoch. Sie boten den Anlegern daher attraktive Alternativen, wenn sie sich von Aktien trennen wollten. Anfang 2000 lag die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen bei 5 Prozent, Anfang 2008 bei gut 4 Prozent.

In einer solchen gesamtwirtschaftlichen Konstellation mussten Aktienanleger gewarnt sein. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn die Börsen aus diesen volkswirtschaftlichen Gründen nicht eingeknickt wären. Dass der Absturz der Kurse dann so stark ausfiel, hatte natürlich etwas mit den bereits erreichten hohen Kursniveaus und mit dem Platzen der Blasen zu tun.

Die volkswirtschaftliche Situation heute könnte nicht gegensätzlicher sein. Weder gibt es einen Boom in der Konjunktur, noch steigen die Preise stärker, noch droht die Zentralbank mit Zinserhöhungen. Die Bonds-Märkte bieten auch keine Renditen, die sie als attraktive Alternative zu Aktien empfehlen würden. Damit fehlt die fundamentale Basis, die einen Absturz der Kurse auslösen könnte. Natürlich ist das keine Garantie, dass die Blase nicht trotzdem platzt. Es ist aber ein deutlicher Hinweis, dass man mit simplem Vergleich zu den Jahren 2000 und 2008 vorsichtig sein muss.

Für den Anleger ist das eine gute Nachricht

Die fundamentalen Gegebenheiten sprechen nicht für eine Korrektur der Börsen, wie es sie in den Jahren 2000 oder 2008 gegeben hat. Das heißt aber nicht, dass die Kurse immer nach oben gehen müssen. Im Augenblick befinden sich die Märkte in einer Suchphase. Nach dem starken Kursanstieg testen die Anleger, wo vernünftige Kursniveaus sein könnten, zu denen sich Neuengagements lohnen. Solche Phasen können länger dauern und sie können auch mit größeren Kurskorrekturen verbunden sein wie etwa im August 2011 (minus 25 Prozent). Es wäre jedoch höchst ungewöhnlich, wenn sie Größenordnungen wie in den Jahren 2000 (minus 70 Prozent) oder 2008 (minus 55 Prozent) erreichen würden.


Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen